Kirchdorf

Bern wird grün: Gemeinderat plant ein Fünftel biodiversen Raum

Bern plant ein radikales Biodiversitätskonzept, das bis 2035 ein Fünftel der Stadt in blühende Natur verwandeln soll – ein ambitionierter Schritt zur Rettung der Artenvielfalt!

Der Berner Gemeinderat hat ein neues Konzept zur Förderung der Artenvielfalt in der Stadt vorgestellt. Ziel ist es, bis 2035 mindestens 20 Prozent der städtischen Flächen so zu gestalten, dass sie der Biodiversität dienen. Dies klingt nach einem großen Schritt, insbesondere da der Verlust der biologischen Vielfalt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit darstellt. Mit der Einführung von Blumenwiesen, Hecken und anderen naturnahen Flächen möchte die Stadt dem entgegenwirken.

Die Stadtökologin Sabine Tschäppeler betont, dass trotz des ambitionierten Ziels noch erhebliches Potenzial für ökologische Verbesserungen besteht. Aktuell liegt der Anteil der ökologisch wertvollen Flächen in Bern bei 16 Prozent, was zwar eine Steigerung seit 2012 darstellt, jedoch noch hinter den geforderten 20 Prozent zurückbleibt. Das Konzept wird neben städtischen Parkanlagen und Wohngebieten auch landwirtschaftliche Flächen und Wälder einbeziehen.

Die Anforderungen an die Eigentümer

Um die Ziele zu erreichen, müssen private Eigentümer künftig 20 Prozent ihrer Flächen naturnah gestalten, was eine Erhöhung gegenüber den vorherigen 15 Prozent darstellt. Dies betrifft besonders Planungen, bei denen die Stadt die Federführung hat. Tschäppeler hebt hervor, dass auch kleine Maßnahmen der Bevölkerung - wie das Anlegen von Wiesen auf Balkonen oder in Gärten - einen erheblichen Beitrag zur Artenvielfalt leisten können. Solche Initiativen werden von der Stadt gefördert und seit 2021 auch ausgezeichnet.

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Die spezifischen Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität sind divers und sollen über die öffentlichen Flächen hinausgehen. Dazu zählen auch Wald- und landwirtschaftliche Flächen, wobei die Stadt versuchen möchte, durch Beratungen und mögliche Förderbeiträge den Anteil biodiverser Flächen in der Landwirtschaft zu erhöhen. Aktuell beträgt dieser Anteil lediglich 14 Prozent, was von den gesetzten Zielen noch weit entfernt ist.

Vorreiterrolle der Stadt Bern

Markus Fischer, Professor für Pflanzenökologie an der Universität Bern, bezeichnet die Ziele als "ambitioniert, aber realistisch". Laut seiner Einschätzung setzt Bern damit Maßstäbe, die viele andere Städte in der Schweiz und Europa anstreben sollten. Er betont die Bedeutung der Schaffung von Lebensräumen und Kleinstrukturen für verschiedene Organismen, was unter anderem durch extensiv genutzte Wiesen und vielfältige Ufer gestaltet werden kann. Auch invasive Arten sollten nach Möglichkeit ferngehalten werden.

Das Konzept wird von den Grünen als erster Schritt anerkannt, allerdings wird hinter vorgehaltener Hand auch Kritik laut, dass die Stadt insgesamt nicht genug für Flora und Fauna tut. JA-Stadträtin Nora Joos äußert den Wunsch nach ehrgeizigeren Zielen, vor allem in der Waldwirtschaft, wo noch viel Potenzial ungenutzt bleibt. Ein großer Punkt bleibt die unklare Kostenfrage, da die finanziellen Auswirkungen noch nicht konkret in der Budgetplanung enthalten sind. Es besteht die Hoffnung auf Unterstützung von Kanton und Bund, wie sie in anderen Städten bereits praktiziert wird.

Die Diskussion über die Biodiversität in Bern geht weiter, und die Stadt steht vor der Herausforderung, die ambitionierten Ziele in die Praxis umzusetzen, um einen nachhaltigen Beitrag zur Artenvielfalt zu leisten.

Die Hintergründe und weitere Details zu diesem Thema sind in einem aktuellen Artikel auf www.thunertagblatt.ch nachzulesen.


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Quelle
thunertagblatt.ch

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