Die Geschichte des Galgenriegels in Rust ist ein faszinierendes Kapitel der lokalen Geschichte, das zeigt, wie tief die Wurzeln der Rechtsprechung in dieser Region verwurzelt sind. Trotz der verhängnisvollen Vergangenheit, die mit Hinrichtungen verbunden ist, bleibt das Interesse an den historischen Begebenheiten lebendig. Das Stadtarchiv von Rust widmet sich derzeit der Digitalisierung und Erhaltung seines wertvollen historischen Materials, was durch die engagierte Zusammenarbeit von Historikern und der Stadtverwaltung gefördert wird.
Besonders Historiker Martin Krenn von der Privaten Pädagogischen Hochschule Burgenland und der Ruster Ortschronist Wolfgang Bachkönig setzen sich dafür ein. Bürgermeister Gerold Stagl unterstützt diese Initiative. Bei ihren Recherchen entdecken sie immer wieder verloren geglaubte Schätze zur Geschichte der Stadt. Eine zentrale Frage, die in diesem Zusammenhang auftaucht, ist, wie sich der Galgen in Rust entwickelte und welche Rolle er im Leben der Stadt spielte.
Der Galgen und seine Bedeutung
Das Stadtrechts-Privileg von 1681 verlieh Rust die Blutgerichtsbarkeit, womit die Stadt das Recht bekam, über Kapitalverbrechen zu urteilen und sogar die Todesstrafe zu verhängen. Historiker Krenn erzählt, dass Rust zu Beginn noch keinen eigenen Galgen hatte. Bei der Verhängung des ersten Todesurteils entschieden sich die Stadtvertreter, einen Galgen in Wiener Neustadt anzumieten. Dies ist ein bemerkenswertes Detail darüber, wie frühere Generationen mit solchen tragischen Entscheidungen umgingen und welche logistischen Herausforderungen sie bewältigen mussten.
Die Anweisung bzgl. der Ausführung des Urteils war klar: Der zum Tode Verurteilte musste sich ohne Aufsicht nach Wiener Neustadt begeben. Was anschließend geschah, bleibt unklar, da die Berichte keine weiteren Informationen dazu bieten. Es ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie das Rechtssystem damals operierte und welche sozialen Normen herrschten.
Es gibt jedoch auch Hinweise auf die Existenz eines Galgens in Rust selbst. Martin Krenn und Wolfgang Bachkönig sind sich einig, dass spätere Beweise darauf hindeuten, dass es in der Stadt einen Galgen gab. Dies wird durch historische Karten der Österreichischen Nationalbibliothek unterstützt. Auf diesen Karten ist der sogenannte „Galgenriegel“ klar verzeichnet, was einen direkten Bezug zur Strafverfolgung in Rust herstellt.
Ein weiterer Indikator, dass es in Rust tatsächlich häufige Hinrichtungen gab, ist der Name „Goling“, der für ein bestimmtes Gebiet innerhalb der Stadt verwendet wird. Doch trotz dieser Indizien bleibt die Suche nach klaren historischen Berichten über Hinrichtungen in Rust bisher ergebnislos. Die Archive liefern viele Informationen, aber Berichte über konkrete Hinrichtungen am Galgen sind rar.
Allerdings gibt es dokumentierte Fälle anderer Hinrichtungen aus der damaligen Zeit. Bachkönig berichtet, dass eine junge Frau 1698 wegen Kindesmordes mit einer Machete hingerichtet wurde. Solche Geschichten werfen ein schreckliches Licht auf die Praktiken ihrer Zeit und die strengen Strafen, die für Vergehen verhängt wurden. Die genauen Umstände dieser Hinrichtung am "Goling-Riegel" sind jedoch noch unklar und erfordern weiterer Forschung.
Die Erforschung des Galgenriegels ist nicht nur von historischer, sondern auch von kultureller Bedeutung. Sie zeigt, wie sich das Rechtssystem im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat und wie Folter und Strafvollzug in die Gesellschaft eingebettet waren. Der Galgen ist somit nicht nur ein Symbol für Strafe, sondern auch ein wichtiger Teil der Identität von Rust.
Dies führt uns zu weiteren interessanten Aspekten der Region, wie den möglichen Geheimgängen von Burg Güssing oder die Geschichten um die Burgfrau von Forchtenstein und den Schatz des Bäckers aus Lutzmannsburg. Die Entdeckungen rund um den Galgenriegel von Rust sind Teil eines größeren Geschichtsnarrativs, das nicht nur lokale, sondern auch nationale Dimensionen hat.
Um mehr über die spannenden Aspekte der Ruster Geschichte und die laufenden Digitalisierungsprojekte zu erfahren, besuchen Sie die Berichte und historische Quellen im Stadtarchiv oder verfolgen Sie die Arbeiten der engagierten Historiker, die sich für das Erbe der Stadt einsetzen. Diese Aufarbeitung gibt nicht nur einen Einblick in die Vergangenheit, sondern weckt auch das Interesse an weiteren geheimen Geschichten, die in der städtischen Geschichte verborgen sind.
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