In den letzten Jahren hat sich die Einstellung junger Menschen zur Lehre grundlegend gewandelt. Ein bemerkenswerter Anstieg in der Anzahl der Lehrlinge ist im Bezirk Freistadt festzustellen. Laut aktuellen Zahlen haben 2023 insgesamt 732 Jugendliche eine Lehrausbildung begonnen. Im Vergleich zu vor fünf Jahren, als nur 649 Jugendlichen diesen Weg wählten, bedeutet das einen Anstieg von 13 Prozent.
Dieser Trend zeigt sich vor allem durch die steigende Attraktivität des Wirtschaftsstandorts in der Region. Christian Naderer, Obmann der Wirtschaftskammer Freistadt, erklärt: „Die Errichtung der S10 hat dazu beigetragen, dass sich viele neue Unternehmen in unserem Bezirk niedergelassen haben, die aktiv Lehrlinge ausbilden.“ Dadurch müssen junge Menschen nicht mehr in die städtischen Zentren pendeln, um interessante Ausbildungsplätze zu finden. Alois Rudlstorfer, Leiter des AMS Freistadt, unterstreicht dies mit der Tatsache, dass in der Region derzeit dreimal so viele offene Lehrstellen wie potentielle Lehrlinge existieren.
Berufs-Erlebnistag: Ein ansprechendes Format für Jugendliche
Um die jungen Erwachsenen noch gezielter zu erreichen, fand am vergangenen Freitag der Berufs-Erlebnistag auf dem Messegelände in Freistadt statt. Hier warben 72 Aussteller, darunter mehr als 50 Lehrbetriebe, um das Interesse von Jugendlichen und ihren Eltern. Mit verschiedenen Aktivitäten wie Geschicklichkeitsstationen und Ratespielen wurde ein lebendiges Ambiente geschaffen, das etwa 2500 Besucher anlockte.
Jugendliche selbst waren auf der Veranstaltung aktiv und gaben den Interessierten Einblicke in ihren Arbeitsalltag. So berichtete Jakob Schwarzenberger, der seine Lehre als Landmaschinentechniker und später als KFZ-Techniker im Lagerhaus Pregarten-Gallneukirchen absolvierte. Er plant nun, den Meistertitel zu erwerben, und betont seine positive Erfahrung: „Ich habe den Wechsel zur praktischen Ausbildung zu keiner Zeit bereut.“ Er empfiehlt anderen, besonders bei kleineren Betrieben nach Lehrstellen zu suchen, da dort die Vielfalt der Tätigkeiten oft viel größer ist.
Ähnlich erging es Daniela Koller, die ihre Laufbahn im Hotel Lebensquell begann und mittlerweile als Leiterin des Marketing- und Seminarbereichs tätig ist. Sie fordert Jugendliche auf, sich Berufe in der Praxis näher anzusehen: „Es ist wichtig, verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren, um den richtigen Weg zu finden.“
Doch der Wechsel innerhalb von Berufsfeldern ist nicht ungewöhnlich. Johanna Mayrhofer ist ein Beispiel dafür; sie hat ursprünglich eine Lehre als Konditorin begonnen, sich dann jedoch zur Bürokauffrau umorientiert und leitet jetzt die Personalentwicklung beim Softwareentwickler „Count IT“ in Hagenberg. Solche vielseitigen Karrierewege werden in der heutigen Arbeitswelt immer bedeutender, wobei praktische Erfahrungen besonders wertvoll werden.
Die Entwicklung, die die Lehre in Freistadt nimmt, zeigt deutlich, dass sich die jungen Menschen wieder vermehrt für eine praktische Ausbildung entscheiden und so die Handwerksberufe zu neuem Ansehen verhelfen. Diese positiven Trends sind sicherlich auf die Bemühungen der Ausbildungsbetriebe zurückzuführen, die sich als attraktive Arbeitgeber positionieren. Mehr Informationen hierzu und zu den aktuellen Entwicklungen im Bildungsbereich können auf www.nachrichten.at nachgelesen werden.