Jeder 4. Oktober wird weltweit der Welttierschutztag begangen, um das Bewusstsein für den Schutz unserer tierischen Mitgeschöpfe zu schärfen. In Lochen, Salzburg, arbeitet der Tierschutzverein Pfotenhilfe unermüdlich daran, Tieren in Not zu helfen, doch die Zustände, mit denen die Mitarbeiter konfrontiert werden, sind erschreckend. „Man fühlt sich oft wie im Mittelalter“, beschreibt Geschäftsführerin Johanna Stadler die brutalen Misshandlungen, die viele Tiere erleiden müssen. Trotz eines gestiegenen Tierschutzbewusstseins werden die Schutzbedürftigen noch immer häufig vergessen oder schlecht behandelt.
Die erschreckenden Beispiele, die bei Pfotenhilfe immer wieder vorkommen, machen deutlich, wie sehr der Tierschutz in der Gesellschaft gefordert ist. Vor kurzem wurde ein verletztes Feldhasenbaby gebracht, das für die Pflege und Aufzucht übergeben wurde. Die Überbringerin, eine Schülerin, wollte das Tier nach der Genesung zurück und plante, es in einem Gehege zu halten – ein Schritt, der Stadler mit Unverständnis zur Kenntnis nahm: „Ein Wildtier gehört in die Freiheit und nicht irgendwo zur Belustigung von Kindern eingesperrt.“ Jährlich finden hunderte Wildtierwaisen den Weg zu Pfotenhilfe, doch diese werden alle wieder in die Freiheit entlassen.
Schreckliche Vorfälle
Ein weiterer unglaublicher Vorfall ereignete sich erst vor Kurzem: Ein schwer verletzter Turmfalke wurde mit dem Verdacht auf Schussverletzung in einem Pferdehof in Hohenzell gefunden. Trotz sofortiger Behandlung durch einen Tierarzt war die Verletzung so schwer, dass der Falke letztendlich verstarb. „Wie kann man nur auf streng geschützte Tiere schießen oder sie vergiften?“, fragt Stadler und kündigt an, den Fall bei der Polizei zu melden, um Zeugen zu finden. Solche Taten sind keineswegs Einzelfälle, und Stadler setzt sich dafür ein, dass solchen Vergehen nachgegangen wird.
Ein besonders erschreckender Fall, der noch in den Gerichten anhängig ist, handelt von einem Paar in Aurolzmünster, das ihren schwer kranken Hund über Jahre hinweg unversorgt an der Kette hielt. Der Hund wurde auf der Straße gefunden, hilflos und kaum mehr in der Lage zu gehen, was zur Anzeige der Halter führte. Nun stehen sie wegen „Tierquälerei durch Unterlassung“ vor Gericht, und der Fall findet am 8. Oktober seine Verhandlung.
Ein weiteres Beispiel für das Versagen der Justiz lässt sich in Wien beobachten: Ein Mann, der bereits wegen Tierquälerei vor Gericht stand, wurde erneut in einem forensisch psychologischen Zentrum untergebracht, nachdem er Französische Bulldoggen misshandelt hatte. Trotz mehrerer Hinweise auf seine gewalttätigen Tendenzen wurde er beim ersten Verfahren freigesprochen. „Die Justiz nimmt Tierquälerei einfach nicht ernst“, so Stadler. Der Verein fordert eindringlich, dass künftig der Strafrahmen angehoben wird, mit einer Mindeststrafe von einem halben Jahr. Aktuelle Urteile für Tierquälerei sind meist milde und wirkungslos.
Tierschutz erfordert Zivilcourage
Die Verantwortung für den Tierschutz liegt nicht allein auf den Schultern von Tierschutzorganisationen. Oft bleibt das Umfeld solcher Täter aus Angst vor Konsequenzen stumm. „Das ist zwar teils nachvollziehbar, allerdings kann man jederzeit anonym Hinweise an die Behörden schicken oder sich an uns wenden“, appelliert Stadler. Anlässlich des Welttierschutztags ruft sie die Bevölkerung auf, nicht wegzuschauen: „Die Tiere können nicht für sich selbst sprechen und sind auf unsere Zivilcourage angewiesen.“
„Der Tierschutz ist auch als Staatsziel in unserer Verfassung verankert, daher erwarte ich mir viel mehr Engagement von der Politik und den Behörden“, so Stadler. Wer den Verein Pfotenhilfe unterstützen möchte, kann dies auch online auf pfotenhilfe.at tun, wo auch ein Kontaktformular zur Meldung von Missständen zu finden ist. Diese Unterstützung ist essenziell, um das Leid der Tiere zu lindern und ihnen eine Stimme zu geben.