Braunau

"Braunau im Wandel: Ein Film über Vergangenheit und Verantwortung"

„In Braunau, Hitlers Geburtsstadt, entblößt Günter Schwaiger in seinem neuen Film das überraschende Antifaschisten-Potenzial und die Verantwortung dieses oft verkannten Ortes!“

Der Name „Braunau“ weckt vielerorts Emotionen und Assoziationen – nicht verwunderlich, ist diese Stadt doch als Geburtsort Adolf Hitlers bekannt. Doch die Realität sieht ganz anders aus. Braunau hat sich in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg stark verändert und zeigt sich heute als durchweg sozialdemokratisch geprägter Ort. Der Filmemacher Günter Schwaiger hat sich in seiner neuen Dokumentation „Wer hat Angst vor Braunau?“ mit dem Image der Stadt auseinandergesetzt und stellt fest: „Es gibt keinen Ort, an dem es einfacher ist, Antifaschist zu sein, als in Braunau.“

In der Dokumentation geht es nicht nur um die Stadt selbst, sondern auch ums sogenannte „Hitler-Haus“, das für die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit eine zentrale Rolle spielt. Schwaiger, der 1965 in Neumarkt am Wallersee geboren wurde und bereits mehrere Filme realisiert hat, erläutert, dass ihn die Idee, eine Doku zu drehen, regelrecht eingeholt hat. Nachdem er von der geplanten Umwandlung des ehemaligen Geburtshauses zu einer sozialen Einrichtung erfahren hatte, sah er seine Chance gekommen, die Veränderungen in der Region künstlerisch zu erfassen.

Der Weg zur Dokumentation

Im Verlauf des Filmprojektes stieß Schwaiger auf überraschende Wendungen, als die Polizei in das Geschehen eingriff und den Filmen neu gestalten musste. Ursprünglich war die Idee, die Umgestaltung des Hauses zu begleiten, doch bald stellte sich die Frage, wie die Stadt Braunau verantwortungsvoll mit ihrer eigenen, belasteten Geschichte umgehen kann. Die Untersuchungen führten dazu, dass die Doku einen investigativen Ansatz annahm und auch die Randbedingungen der Bauarbeiten in den Fokus rückten.

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Ein spannendes Element der Dokumentation ist die Auseinandersetzung mit den tief verwurzelten Mythen über die Geschichte Österreichs und die Projektion von Verantwortung. Schwaiger betont, dass Österreich historisch ein Bild vermittelt, in dem die NS-Vergangenheit häufig unter den Teppich gekehrt wurde. „Es wird ein Bild präsentiert, das von wenigen Fanatikern geprägt war, während der Großteil der Bevölkerung unschuldig war“, erklärt der Filmemacher.

Auch die Darstellungen der österreichischen Geschichte, etwa durch die romantisierten „Sissi“-Filme, stehen auf der Anklagebank. Diese Idylle ist eine Verzerrung der Realität, die nicht den tatsächlichen historischen Gegebenheiten entspricht und die kollektive Erinnerung beeinflusst. Schwaiger kritisiert diesen historischen Revisionismus und warnt davor, dass ein zu leichtes Leben mit der eigenen Vergangenheit nur dazu führt, dass diese wiederholt wird.

„Braunau ist wie ein ungewolltes Kind“ – diese Metapher beschreibt die Verantwortung, die die Stadt für die österreichische Geschichte trägt. Trotz ihrer schönen Umgebung trägt die Stadt oft das Stigma des „Nazi-Nests“, was den Bürgern nicht leicht fällt. Die Realität zeigt jedoch, dass Braunau aktiv an der Aufarbeitung seiner Geschichte arbeitet und sich mit seiner Identität auseinandersetzt, im Gegensatz zu vielen anderen Orten in Österreich.

Schwaiger ist optimistisch, dass der Film zur Bewusstseinsbildung beiträgt. „Es gibt nichts Wichtigeres, als sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen“, betont er, „denn nur so kann verhindert werden, dass dunkle Kapitel der Geschichte wieder vergessen werden.“ Die Doku bietet daher nicht nur Einblicke in die Vergangenheit, sondern appelliert auch an alle, sich dafür einzusetzen, dass solche Fehler nie wiederholt werden.

Für weitere Details und Informationen über die Dokumentation „Wer hat Angst vor Braunau?“ sowie die diskutierten Themen, siehe den Bericht auf taz.de.

Quelle/Referenz
taz.de

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