Im Gemeindegebiet von Lichtenwörth, Bezirk Wiener Neustadt, kam es heute Morgen zu einem Protest gegen Rodungsarbeiten, die im Rahmen des umstrittenen Projekts der Ostumfahrung stattfinden. Zwischen fünf und zehn Demonstranten hatten sich auf dem Gelände der geplanten Trasse versammelt, um gegen die Fällung von neun älteren Bäumen zu protestieren. Die Stadt Wiener Neustadt gab bekannt, dass es sich bei den weiteren, gefällten Pflanzen überwiegend um Sträucher und totes Holz handelt.
Die Polizei forderte die Versammelten auf, das Gelände bis etwa 8:50 Uhr zu verlassen. Da die Versammlung nicht angemeldet war, wurde sie geräumt. Im Laufe dieser Maßnahmen wurde ein Demonstrant, der sich in einer Baumkrone festgebunden hatte, kurz vor Mittag von den Beamten vom Baum geholt und vorübergehend festgenommen. Nach der Sicherung des Gebiets begannen die Rodungsarbeiten an den letzten Bäumen.
Kritik von Umweltorganisationen
Die Räumung stieß auf scharfe Kritik seitens der Umweltorganisation Greenpeace, die von einem „Desaster für Natur und Landwirtschaft“ spricht. Auch die NGO Attac verurteilt die policeiliche Räumung und erklärt sich solidarisch mit den Protestierenden. In Reaktion auf die Vorwürfe betont die Stadt Wiener Neustadt, dass eine ökologische Begleitaufsicht für die Bauarbeiten eingerichtet wurde und dass im November Aufforstungsmaßnahmen geplant sind, die dreimal so groß wie die gefällten Flächen ausfallen sollen. Diese Aufforstungen sollen mit einheimischen Auwaldgehölzen durchgeführt werden.
Ein weiterer positiver Aspekt des Projekts, so die Stadtverwaltung, ist die Schaffung eines etwa 4,6 Hektar großen Lebensraums für die Feldlerche, eine geschützte Vogelart. Dieses Gebiet befindet sich bereits im Eigentum des Landes Niederösterreich und soll zur Erhaltung der Biodiversität beitragen.
Der Baustart für die Ostumfahrung begann Ende September. Das Projekt, das eine Verbindung vom Kreisverkehr an der B60 zur Autobahnabfahrt S4 Wiener Neustadt Ost schaffen soll, kostet voraussichtlich 40 Millionen Euro. Die Verkehrsfreigabe ist für das Jahr 2027 vorgesehen. Trotz der positiven Entscheidungen in allen Instanzen war das Vorhaben immer wieder umstritten. Kritik gab es unter anderem von der Plattform „Vernunft statt Ostumfahrung“, Global 2000 und der NEOS-Partei. Erst im August war ein von Gegnern errichtetes Protestbaumhaus geräumt worden. Weiterführende Informationen zu dieser Thematik sind hier zu finden.