Ein kürzlich veröffentlichtes Expertenpapier sorgt für Spannungen im Gesundheitswesen von Niederösterreich. In diesem Dokument, das an verschiedene Medien weitergegeben wurde, wird vorgeschlagen, gleich vier von 27 Klinikstandorten im Bundesland zu schließen. Dies betrifft insbesondere die Kliniken in Hollabrunn, Korneuburg und Stockerau, die möglicherweise mit einem neu errichteten Spital in Weinviertel Süd-West zusammengelegt werden sollen. Der Standort Gänserndorf könnte in ein Primärversorgungszentrum umgewandelt werden, während Kliniken wie Melk, Klosterneuburg, Gmünd und Waidhofen an der Thaya zu Sonderkrankenanstalten ohne Akutversorgung werden könnten.
Obwohl das Dokument zur Diskussion steht, betont die Landesgesundheitsagentur (LGA), dass noch nichts beschlossen sei. Diese Empfehlungen sind Teil eines Prozesses, der im ersten Quartal 2025 Ergebnisse bringen soll. Dieser Prozess wurde durch den NÖ Gesundheitspakt ins Leben gerufen, der Experten in die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen einbezieht.
Kritik von verschiedenen Seiten
Die Reaktionen auf die Vorschläge sind vielfältig und reichen von scharfer Kritik bis zu Rückhalt. Der SPÖ-Landesparteichef Sven Hergovich hat bereits einen heftigen Widerstand gegen die Schließungspläne angekündigt. Er sieht eine Chance, durch Streichung der Landesgesundheitsagentur Ressourcen freizusetzen und somit 30 Millionen Euro jährlich für die Spitäler zu sichern. Hergovich betont, dass die Priorität auf den Krankenhäusern und der medizinischen Versorgung liegen müsse, nicht auf der Verwaltung.
Auch die Grünen äußern sich alarmiert. Gesundheitssprecherin Silvia Moser sieht die geplanten Schließungen als ein äußerst besorgniserregendes Zeichen für jahrelange Fehlpolitik der derzeitigen Regierung. Sie warnt davor, dass eine Reduzierung der Kliniken zu einem Verlust zahlreicher Arbeitsplätze und einer deutlichen Verschlechterung der Gesundheitsversorgung führen könnte, insbesondere in ländlichen Regionen wie dem Waldviertel.
Die NEOS fordern eine Überprüfung der Verwaltungsstruktur innerhalb der LGA, bevor bedeutende Entscheidungen bezüglich der Klinikstandorte getroffen werden. Laut ihrem Gesundheitssprecherin Edith Kollermann ist es kritisch, dass die wohnortnahe Gesundheitsversorgung gleichzeitig gewährleistet wird. Die derzeitige Situation, in der viele Patienten Spitalsambulanzen aufsuchen, weil sie lange auf einen Facharzttermin warten müssen, sei unhaltbar.
Diese Diskussion verdeutlicht die Komplexität der Herausforderungen im niederösterreichischen Gesundheitswesen. Mit einer möglichen Reduzierung der Klinikstandorte stehen nicht nur strukturelle Veränderungen an, sondern auch die grundlegende Frage der medizinischen Versorgung für die Bevölkerung. Die kommenden Wochen werden zeigen, wie die verschiedenen politischen Akteure auf die Ergebnisse des Expertenpapiers reagieren und welche Schritte letztlich unternommen werden.
Für weitere Informationen zur aktuellen Situation und den verschiedenen Stellungnahmen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf noe.orf.at.