In einem Kindergarten in St. Pölten sorgt eine ungewöhnliche Entscheidung für Aufregung. Statt des herkömmlichen Martinsfestes, bei dem das Teilen und die Nächstenliebe im Mittelpunkt stehen, wird in diesem Jahr ein „Mond-Sterne-Fest“ gefeiert. Traditionell wird der heilige Martin, ein römischer Soldat aus dem 4. Jahrhundert, der für seine Güte bekannt ist, in dieser Feierlichkeiten verehrt. Sein bekanntestes Werk ist das Teilen seines Mantels mit einem frierenden Bettler, was ihn zum Symbol für Mitgefühl und Nächstenliebe macht.
Diese Entscheidung, den heiligen Martin durch den „Mondbären“ zu ersetzen, hat bei vielen Eltern in Österreich keinen Anklang gefunden. Sie sehen es als einen Frontalangriff auf die christlichen Werte, die sie ihren Kindern vermitteln wollen. Ein betroffenes Elternteil könnte beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn die lebendigen Traditionen, die sie für wichtig halten, durch eine alternative, weniger bekannte Feier ersetzt werden. Politische Stimmen mischen sich ebenfalls in die Debatte. Martin Antauer, ein Gemeinderat von der Freiheitlichen Partei, äußerte sich empört: „Ein Mond-und-Sterne-Fest statt ein Laternenfest zu Ehren des Heiligen Martins. So wird der Heilige Martin mit Füßen getreten." Er kritisierte die Entscheidung als „vorauseilenden Gehorsam“ und setzte klar, dass die österreichischen Traditionen verteidigt werden müssen.
Politische Reaktionen und öffentliche Meinung
Der Streit um das Martinsfest erinnert an ähnliche Kontroversen aus der Vergangenheit. Im letzten Jahr erhob sich ein Protest von Eltern gegen das Verbot des Nikolos in einem Kindergarten in Fels am Wagram. Auch dort wurden die traditionellen Bräuche aufgrund von Rücksichtnahme auf traumatisierte Integrationskinder in Frage gestellt. Letztlich konnte der Nikolaus nach einer Intervention von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner doch noch die Kinder besuchen.
In St. Pölten scheinen die Eltern jedoch weniger optimistisch zu sein, dass ihre Stimmen Gehör finden werden. Die zuständige Abteilung des Landes hat auf eine Anfrage der „Kronen Zeitung“ geantwortet, dass der Mondbär geeigneter sei, um den Zweijährigen Werte wie Teilen und Rücksichtnahme zu vermitteln.
Das Gefühl, dass traditionelle Feiern wie das Martinsfest oder der Nikolaus nicht genug wertgeschätzt werden, wird von vielen als besorgniserregend empfunden. Die Diskussion über die Bedeutung von Traditionen und deren Ablehnung oder Anpassung an moderne Gegebenheiten spaltet die Meinungen – so bleibt abzuwarten, wie sich die Streitfrage um die Feierlichkeiten in St. Pölten weiter entwickeln wird.
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