St. Pölten

Frauen in der Gemeindepolitik: Chancen, Herausforderungen und Veränderungen

Schockierende Einsichten aus der Gemeindepolitik: Ehemalige Bürgermeisterinnen in Niederösterreich enthüllen, wie Sexismus und alte Rollenbilder Frauen das Amt schwer machen!

Die Rolle der Frauen in der Gemeindepolitik bleibt nach wie vor herausfordernd, wie das Beispiel von Katharina Wolk zeigt, die im Januar 2022 nach sieben Jahren als Bürgermeisterin von Asperhofen (Bezirk St. Pölten) zurücktrat. Wolk, die früher der ÖVP angehörte, betont, wie wichtig weibliche Präsenz in der Politik ist, um Themen von Pflege, Bildung und sozialen Angelegenheiten auf die Agenda zu setzen. In Niederösterreich gibt es derzeit nur 81 Bürgermeisterinnen, was einen Anteil von etwa elf Prozent unter 492 Bürgermeistern ausmacht. Dies verdeutlicht die fortbestehende Ungleichheit in der politischen Vertretung.

„Frauen trauen sich oft nicht in die Politik, weil sie jahrzehntelang ein von Männern dominiertes Umfeld vorfinden“, erklärt Wolk weiter. Eine Anekdote hebt zudem hervor, dass Politiker mit den Vornamen Josef und Franz in einer damaligen Diskussion in der Zeitschrift des Gemeindebunds die Mehrheit darstellen. Die Herausforderungen, vor denen Frauen stehen, sind mannigfaltig – von persönlichen Angriffen bis hin zu strukturellen Barrieren.

Persönliche Angriffe und Vorurteile

Katharina Wolk und ihre Kollegin Renate Rakwetz, die 15 Jahre lang Bürgermeisterin in Gaming war, stimmen darin überein, dass weibliche Politiker stärker mit Sexismus und persönlichen Angriffen konfrontiert werden als ihre männlichen Kollegen. Dies zeigt eine Umfrage unter 2.000 Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen, die belegt, dass Frauen oft Vorurteilen wegen ihres Geschlechts ausgesetzt sind.

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„In meiner Zeit war es nicht einfach“, schildert Rakwetz ihre eigenen Erfahrungen. Obwohl sie positive Erinnerungen hat, sieht sie eine Zunahme von Vorbehalten: „Die Gesellschaft hat sich nicht in dem Maß verändert, wie ich es mir gewünscht hätte.“ Diese unterschiedlichen Sichtweisen unterstreichen die Diskrepanz in der Wahrnehmung der Herausforderungen, die Frauen in der Politik gegenüberstehen.

Gerade in der heutigen Zeit sind die Anforderungen an BürgermeisterInnen enorm. Die Struktur der Gemeindepolitik ist oft auf Männer ausgerichtet. Laut der Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle sind die Sitzungsmuster und eine unzureichende Online-Beteiligung Barrieren für Frauen. Sitzungen finden häufig am Abend statt, was es für Frauen mit Familienpflichten schwierig macht.

Herausforderungen für neue Amtsinhaberinnen

Die Möglichkeit für Bürgermeisterinnen, Karenz zu nehmen, sei ein wichtiger Fortschritt, sagt Wolk. Seit dem 1. Januar 2023 können sie für ein Jahr in Karenz gehen und einen Teil ihres Gehalts erhalten. Dennoch bleibt das Amt herausfordernd, insbesondere für Frauen mit kleinen Kindern, die viele Abendtermine in ihrem Job absolvieren müssen.

Das Problem der ungleichen Verteilung der Familien- und Hausarbeit zeigt sich auch in der Umfrage unter den BürgermeisterInnen. Während ein Drittel der Bürgermeisterinnen die Verantwortung für diese Aufgaben mit ihren Partnern teilt, tun dies nur 40 Prozent der Bürgermeister, deren Partnerin allein für die Hausarbeit verantwortlich ist.

„Die gesellschaftlichen Erwartungen sind nach wie vor sehr traditionell“, sagt Rakwetz. Viele Frauen fühlen sich von den Anforderungen überfordert, während männliche Kollegen oft nur begrenzt in die Verantwortung eingebunden sind. Diese ungleiche Lastenverteilung wird in der Politik deutlich spürbar.

In der Diskussion um die Unterstützung von Frauen in der Politik wurde auch betont, wie wichtig es sei, dass Männer aktiv helfen, etwa durch die Teilnahme an Kampagnen oder durch das Ansprechen von frauenfeindlichen Äußerungen in Sitzungen.

Die ehemalige Bürgermeisterin Wolk appelliert an die Frauen: „Seht euch nicht nur als Unterstützer, sondern auch als Entscheider. Wenn ihr Veränderung wollt, müsst ihr selbstbewusst in die Politik eintreten und eure Bedürfnisse einfordern.“ Diese Botschaft betont die Notwendigkeit für mehr Frauen, sich in der politischen Landschaft zu engagieren.

Generell bleibt der Wunsch nach einer Veränderung in den Strukturen der Gemeindepolitik laut. Die Notwendigkeit, vielfältigere Sichtweisen ernst zu nehmen, ist unerlässlich für den Fortschritt auf diesem Gebiet. Wie viele Befragte bekräftigten, erfordert die Förderung von Frauen in der Gemeindepolitik nicht nur Ermutigung, sondern ein systematisches Umdenken in der Kultur und im Umgang miteinander.

Der Diskurs bleibt lebendig, und die Einsichten von Frauen wie Wolk und Rakwetz zeigen deutlich, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, um die Gleichstellung in der Politik voranzutreiben. Für detaillierte Informationen über die aktuellen Herausforderungen können interessierte Leser die Berichterstattung auf noe.orf.at verfolgen.


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Quelle
noe.orf.at

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