St. Pölten

Die Tangente in St. Pölten: Ein Kulturprojekt zwischen Ambition und Desaster

Trotz 17,6 Millionen Euro für das illustrierte Festival „Tangente“ in St. Pölten blieben die Zuschauer aus und die Enttäuschung war groß – ein gewaltiges Kulturscheitern unter Johanna Mikl-Leitner!

Die Tangente in St. Pölten, ein ambitioniertes Kulturprojekt, erlebt eine kritische Phase. Ursprünglich gestartet als Antwort auf die Ernennung von Bad Ischl zur Kulturhauptstadt Europas, hat sich gezeigt, dass die Veranstaltung hinter den Erwartungen zurückbleibt. Mit einem Budget von 17,6 Millionen Euro für fünf Monate wollte man eine gleichwertige Konkurrenz aufbauen. Aber die Umsetzung? Die war von Anfang an fragwürdig.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und der SPÖ-Bürgermeister Matthias Stadler sahen sich gezwungen, ein Festival ins Leben zu rufen, das kurz nach der Bekanntgabe seiner Durchführung auf Unebenheiten stieß. Im November 2020 wurde Christoph Gurk als Intendant ernannt, ein Schritt, der in der lokalen Kulturszene auf großes Missverständnis stieß, da Gurk wenig bis gar keinen Bezug zu St. Pölten hatte.

Herausforderungen an der Spitze

Gurk suchte kaum den Kontakt zur lokalen Künstlergemeinschaft. Stattdessen vergab er Aufträge an Künstler aus seinem deutschen Netzwerk. Dies führte unweigerlich zu einem Gefühl der "Kolonialisierung" der örtlichen Kulturszene. Die Resonanz war enttäuschend, und die ersten Anzeichen eines potenziellen Misserfolgs wurden rasch sichtbar. Trotz dieser Warnsignale hielt Paul Gessl, der Chef der Niederösterreich Kulturwirtschaft, an Gurk fest. Erst im Juni 2023 wurde die Entscheidung zur personellen Veränderung bekannt gegeben, als Tarun Kade als Nachfolger verpflichtet wurde.

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Die Eröffnung der renovierten Synagoge und die neue Ausstellung im Stadtmuseum standen im Gegensatz zur allgemeinen Enttäuschung über das Festival. Statt eindrucksvoller Aufführungen bot die Tangente eher einen Abklatsch der Wiener Festwochen, was schließlich auch von der Kritik bemängelt wurde. Die Besucherzahlen blieben unter den Erwartungen. Im Landestheater kam es bei nur neun Vorstellungen zu gerade einmal 2.006 Zuschauern – das entspricht einem durchschnittlichen Erlös von nicht einmal 15 Euro pro Person.

Probleme in der Kommunikation und Vermarktung

Zusätzlich war die Pressearbeit alles andere als optimal. Verantwortlichkeiten und klare Kommunikation fehlten, was die Sichtbarkeit des Projekts einschränkte. Bis Wochen nach der Präsentation lag kein Programmbuch vor, und die Angebote zur Berichterstattung blieben im Dunkeln. Auch das Festivalteam, das mit der angeblichen Kunstkritik betraut war, lieferte nur eine geringe Anzahl an Berichten ab.

Obwohl der Chef der NÖKU von einer "erfolgreichen Zwischenbilanz" sprach, wird im Regierungsviertel St. Pölten bereits gemunkelt, dass ein ähnliches Projekt in der Zukunft nicht wiederholt werden könnte. Die Skepsis überwiegt. In der Bevölkerung bleibt die Frage, wie die kulturellen Ambitionen der Stadt futuriert werden können, wenn gleichzeitig Vertrauen und Engagement in die lokale Szene fehlen.

Gerade in einer Zeit, in der lokale Stimmen und Perspektiven in der Kultur gefordert sind, stellt die Tangente einen wichtigen Lernprozess für die Zukunft dar. Die Herausforderungen während dieses Festivals sind ein Spiegelbild der tiefgreifenden Veränderungen, die notwendig sind, um die Kultur und Kunst in St. Pölten wirklich zum Blühen zu bringen. Diese Geschehnisse regenerieren das Gespräch über die Richtung, in die lokale Kulturprojekte gelenkt werden sollen. Mehr über die Hintergründe der Tangente und deren Herausforderungen können Sie hier nachlesen.


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Quelle
kurier.at

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