Recherchen des ARD decken gravierende Qualitätsunterschiede in der Notfallrettung auf. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plant eine Reform zur Verbesserung der Erstversorgung. Die Leitstelle in Niederösterreich wird von vielen als Vorbild angesehen, da sie alle Gesundheitsanrufe zentral bearbeitet. Christian Fohringer, Anästhesist und Co-Geschäftsführer des Notrufs Niederösterreich, erläutert im Interview die Besonderheiten dieses Konzepts.
In Niederösterreich gehen alle dringenden gesundheitlichen Anfragen zentral in einer Leitstelle ein. Über rund 300 Telefonnummern und verschiedene Kontaktmöglichkeiten versucht man, die optimale Versorgungsstrategie für die Anrufer auszuarbeiten. Es wird jedoch betont, dass nicht bei jedem Anruf automatisch ein Rettungswagen geschickt wird, sondern nur bei medizinischer Notwendigkeit.
Zentralisierte Leitstellen werden von vielen Organisationen in Deutschland gefordert, aber es gibt Bedenken bezüglich möglicher Fehlentscheidungen und fehlender Rettungswagen für dringende Fälle. Fohringer betont, dass die Sicherheit der Patienten von standardisierten Protokollen abhängt, die von geschulten Mitarbeitern in den Leitstellen angewendet werden. Die Mitarbeiter erhalten eine umfassende Ausbildung und die Protokolle werden kontinuierlich verbessert.
In Niederösterreich gilt keine gesetzliche Hilfsfrist, da jeder Fall individuell betrachtet werden muss. Bei lebensbedrohlichen Situationen werden Anrufern Anweisungen zur Ersten Hilfe gegeben, bis professionelle Hilfe eintrifft. Die zentralisierte Leitstelle in Niederösterreich wurde vor etwa 20 Jahren eingeführt, um den Veränderungen im Gesundheitssystem gerecht zu werden und den Bedarf der Bevölkerung zu decken.
Ähnliche Leitstellenmodelle wie in Niederösterreich gibt es auch in Wien und Tirol. Ob dieses Konzept als Blaupause für Deutschland dienen kann, bleibt abzuwarten. Anpassungen und Optimierungen sind je nach lokaler Situation erforderlich. Niederösterreich hat spezifische Probleme gelöst, die nun auch in deutschen Bundesländern auftreten.
