Die politische Landschaft verändert sich rasant, und die Reaktionen auf den Wahlsieg von Donald Trump sind vielfältig und emotional. Giovanni di Lorenzo, der Chefredakteur der Zeit, beschreibt den Moment als einen "Wirklichkeit gewordenen Albtraum", nicht nur für amerikanische Wähler der Demokraten, sondern auch für viele in Deutschland. Nach seiner Auffassung stehen nun vier Jahre Unsicherheit und Angst ins Haus. Besonders hervorhebt er, dass die Republikaner unter Trump eine breitere Unterstützung aus verschiedenen ethnischen Gruppen und sozialen Schichten gewonnen haben.
Di Lorenzo warnt, dass die demokratischen Parteien nun proaktiv werden müssen, um zu verhindern, dass der autokratische Populismus, wie er in den USA zu sehen ist, weiter erstarkt. Laut ihm müssen die Ursachen und Stimmungen, die Menschen radikalisieren, schon lange vor den Wahlen erkannt werden, nicht erst wenn es zu spät ist.
Analyse der Wahl und der Kandidaten
In einem anderen Licht betrachtet Gabor Steingart von The Pioneer die Gründe für den Wahlsieg. Seiner Meinung nach sei die Bestrafung der Mainstream-Medien durch die Wählerschaft ein wesentlicher Faktor. Die Washington Post habe beispielsweise eine Wahlempfehlung für Kamala Harris verhindert, was nicht die Ausnahme, sondern die Regel sei. Dieser Mangel an Unterstützung durch die Medien hätte Harris das Momentum gekostet, das sie gebraucht hätte, um erfolgreich zu sein.
Steingart sieht Harris als schwache Kandidatin, deren Programm und Auftritt nicht überzeugend waren, und die nicht in der Lage war, positive Wählerstimmungen, insbesondere unter Frauen, zu mobilisieren. Zudem habe Trump die mediale Landschaft des Landes neu gestaltet; Fox News sei mittlerweile das wichtigste politische Programm in den USA, während CNN, einst der Platzhirsch, deutlich im Zuschauerranking gefallen ist.
Der Blick auf die Zukunft ist gemischt. Marion Horn, Chefin der Bild-Zeitung, spricht von Trumps Sieg als einem "letzten Warnschuss" für die deutsche Regierung. Sie betont die Wichtigkeit, dass Politiker im Einklang mit dem Volk stehen müssen. In Anlehnung daran macht Horn klar, dass oft der „gerissenste“ Kandidat die besten Chancen hat, auch international auf wichtige Herausforderungen, wie mit Russland oder China, zu reagieren.
Während einige Experten in Trumps Sieg eine ernste Herausforderung sehen, äußert sich Christian Tretbar vom Tagesspiegel optimistischer. Er betont, dass der Sieg der Amerikaner eine demokratische Entscheidung war, und dass die Strukturen der amerikanischen Demokratie trotz allem bestehen bleiben. Tretbar ist der Meinung, dass an die Stärke der Checks and Balances in den USA zu glauben, nicht naiv ist.
Stefan Kornelius von der Süddeutschen Zeitung sieht Trump nicht als Unfall der Geschichte, sondern als den von den Amerikanern gewollten Mann. Diese Sichtweise wird von Julia Amalia Heyer, Korrespondentin des Spiegels, unterstützt, die anmerkt, dass vielleicht zu viel gewarnt und zu wenig gewagt wurde in der Kampagne der Demokraten.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die politische Diskussion in Deutschland und auch international weiterentwickelt. Der Wahlsieg Trumps steht für einen Wendepunkt, und die Reaktionen der Medienprofis lassen vermuten, dass wir noch viele hitzige Debatten und unerwartete Wahlausgänge, möglicherweise auch in Deutschland, erleben werden. Details zu den Aussagen und Analysen finden sich in einem Beitrag auf kress.de.
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