In einer Branche, die traditionell von Männern dominiert wird, steht eine bemerkenswerte Frau im Vordergrund – Gabriele Jüly. Sie leitet das Familienunternehmen Abfallservice Jüly in Bruck an der Leitha und ist die erste Frau, die den Vorsitz des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) innehat. Ihre Geschichte ist eine Inspiration, nicht nur für Frauen, die im Beruf Fuß fassen möchten, sondern für alle, die gegen Vorurteile und stereotype Vorstellungen ankämpfen.
Gabriele Jüly übernahm vor 25 Jahren die Leitung des Unternehmens, das von ihrer Großmutter und später ihrer Mutter gegründet wurde. Ursprünglich war das Geschäft in der Kanalreinigung aktiv, und die Übergabe an Gabriele stellte einen Wendepunkt dar. Ihr Einstieg in die Entsorgungswirtschaft war mehr als nur ein Familienerbe – es war eine Entscheidung, die feminin und gleichzeitig unternehmerisch geprägt war.
Die Herausforderungen in einer männerdominierten Branche
Erst in der Entsorgungsbranche, wo Gabriele oft als Frau unter Männern agieren musste, erlebte sie, wie Gesellschaft oft Frauen das nötige Vertrauen absprach. Besonders während ihrer Schwangerschaft stellte sie fest, wie viele männliche Behördenvertreter sie an ihrer Kompetenz zweifelten. Ihr persönliches Beispiel kombiniert Leidenschaft mit Können. Sie sah sich nicht nur als Führungspersönlichkeit, sondern auch als jemand, der gegen die gängigen Vorurteile kämpfen musste. Ihre Antwort auf Zweifel war stets selbstbewusst und bewies, dass sie nicht weniger fähig war als ihre männlichen Kollegen.
Einer der Schlüsselmomente, die sie prägten, war ein Erlebnis, als ein Kunde nur mit dem „Chef“ sprechen wollte – ohne zu akzeptieren, dass sie die Leitung des Unternehmens innehatte. Solche Begegnungen verstärkten ihre Entschlossenheit, die Vorurteile zu durchbrechen und Frauen in der Wirtschaft sichtbarer zu machen. Gabriele glaubt fest daran, dass Leidenschaft und Engagement die wichtigsten Zutaten sind, um im Beruf erfolgreich zu sein, unabhängig davon, ob es sich um eine „männliche“ oder „weibliche“ Branche handelt.
Die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für viele Frauen entscheidend. Gabriele erlebte dies persönlich, denn nach der Geburt ihres ersten Kindes stellte sie fest, dass die Arbeitszeiten im Tourismus nicht mit einem Familienleben übereinstimmten. So fand sie ihren Weg in das Familienunternehmen, wo sie nicht nur ihre beruflichen Ziele verfolgte, sondern auch eine unterstützende Rolle als Mutter einnahm.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in ihrem Engagement ist die Entwicklung der Arbeitsplätze in der Entsorgungsbranche, die weit über die stereotype Vorstellung des Müllfahrers hinausgeht. Gabriele Jüly macht deutlich, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, die Umwelt zu schützen und gleichzeitig einen nachhaltigen Arbeitsplatz zu gestalten. Von der Qualitätssicherung bis hin zur Steuerung von Materialströmen spielen Frauen eine zentrale Rolle in dieser zukunftsorientierten Branche.
„Ich habe mich jahrelang um mein Unternehmen gekümmert und gleichzeitig für die Branche engagiert, ohne dabei den Fokus auf die Familie zu verlieren“, sagt sie. Ihr Werdegang zeigt, dass Frauen in der Wirtschaft eine relevante Stimme haben und ihre Erfahrungen in männerdominierten Feldern wertvoll sind.
Die Politik hat hier laut Gabriele noch Spielraum für Verbesserungen, besonders was Betreuungsangebote für Kinder angeht. Es ist nötig, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass berufstätige Mütter nicht zwischen Karriere und Familie entscheiden müssen. Mehr Betreuungseinrichtungen und flexiblere Modelle sind hierbei unerlässlich.
Als Präsidentin des VOEB repräsentiert Gabriele Jüly nicht nur ihr Unternehmen, sondern auch Frauen in der Branche, die sich für einen Wandel einsetzen. Ihre Vision ist klar: Die Entsorgungswirtschaft bietet zahlreiche Perspektiven und Chancen, die es zu entdecken gilt. Sie fordert andere Frauen auf, entschlossen ihren Weg zu gehen, und motiviert sie, gegen Vorurteile anzukämpfen.
Eine Segeltour um die Welt, an der sie durch eine bemerkenswerte Frau teilgenommen hat, inspirierte sie dazu, sich auch in ihrem eigenen Beruf als Kapitänin der eigenen Geschäfte zu sehen. Diese Verbindung zur Natur, Flexibilität und das Anpassen an verschiedene Situationen sieht sie als parallele Herausforderungen im Geschäftsleben.
Für mehr Informationen über ihre inspirierende Geschichte und ihre Ansichten zur aktuellen Lage der Frauen in der Wirtschaft, sehen Sie den Bericht auf www.meinbezirk.at.