In Baden-Württemberg ist die Zahl der Organspender weiter rückläufig, während die Anzahl der Patienten, die auf ein Spenderorgan warten, besorgniserregend hoch bleibt. Insgesamt stehen 946 Menschen auf dieser Liste, wobei 735 Personen dringend eine Niere benötigen. In den ersten acht Monaten des Jahres konnten hingegen lediglich 83 Organspender verzeichnet werden, was einen Rückgang im Vergleich zu den 99 Spendern im Vorjahreszeitraum darstellt. Dieser stagnierende Trend hat in den letzten zehn Jahren alarmierende Ausmaße angenommen.
Der Gesundheitsminister des Landes, Manne Lucha von den Grünen, äußerte sich zu diesen Entwicklungen und hob hervor, dass 73 Prozent der Deutschen einer Organspende positiv gegenüberstehen. „Dennoch bleibt die Zahl der Spender erschreckend niedrig“, sagte Lucha. Er betonte, dass bundesweit täglich drei Menschen auf der Warteliste für ein Organ sterben, und dass die durchschnittliche Wartezeit auf eine Niere mittlerweile bei acht Jahren liegt.
Widerspruchslösung als potenzielle Lösung
Baden-Württemberg plant, mit einem neuen Gesetzesentwurf die Organspende zu reformieren. Aktuell müssen Menschen ihren Wunsch zur Organspende schriftlich festhalten. Andernfalls liegt die Entscheidung bei den Angehörigen. Die Landesregierung schlägt vor, dass künftig jeder automatisch als Organspender gilt, es sei denn, er widerspricht ausdrücklich. Diese „Widerspruchslösung“, die bereits in vielen europäischen Nachbarländern erfolgreich umgesetzt wurde, wurde nun im Bundesrat zur Diskussion gebracht.
Allerdings zeigt die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO), dass nur 15 Prozent der potenziellen Organspender tatsächlich über einen Organspendeausweis oder eine Patientenverfügung verfügen. Dies macht die Situation noch komplizierter, da viele Angehörige in emotionalen Momenten zögern, eine Entscheidung zu treffen, und in acht von zehn Fällen dem Spender nicht zustimmen.
Die DSO hat sich allerdings skeptisch geäußert hinsichtlich der Widerspruchslösung: „Internationale Erfahrungen zeigen, dass sich durch die Einführung dieser Regelung die Organspendezahlen nicht sprunghaft erhöhen werden“, erläuterte eine Sprecherin. Dennoch könnte der Ansatz dazu beitragen, dass Organspenden in den Kliniken mehr zur Gewohnheit werden und die Patienten darauf eher vorbereitet sind.
Organspenden aus dem Ausland
Ein weiterer Punkt, den Minister Lucha ansprach, betrifft die Organspenden aus dem Ausland. Deutschland profitiert als Mitglied von Eurotransplant von den höheren Spendenzahlen in anderen europäischen Ländern, die häufig eine Widerspruchslösung anwenden. So stammen in diesem Jahr bereits 58 der insgesamt 393 transplantierten Organe in Baden-Württemberg von internationalen Spendern.
Für Bürger, die ihren Willen bezüglich Organspenden kommunizieren möchten, gibt es seit März ein Online-Portal. Auf www.organspende-register.de können sich Personen ab 16 Jahren registrieren. Die Registrierung ist freiwillig und kostenlos und kann jederzeit geändert oder gelöscht werden, wobei die herkömmlichen Organspendeausweise weiterhin gültig bleiben.
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