Am 3. November wird in der Herz-Jesu-Kirche in Amstetten um Pater Johann Kiesling gebetet und seiner gedacht. Pater Kiesling, der bis zu seinem letzten Atemzug unermüdlich für benachteiligte Kinder in Afrika arbeitete, verstarb kürzlich im Seniorenheim seines Ordens. Trotz seines hohen Alters und mehrerer Malaria-Erkrankungen stellte er sein Engagement für Waisen- und Straßenkinder nie in Frage. Provinzial Siegi Kettner aus Waidhofen/Ybbs bezeichnete ihn als einen „Giganten der Menschlichkeit“, was die tiefe Wertschätzung widerspiegelt, die viele für diesen einzigartigen Menschen empfanden.
Kiesling wurde am 16. Juli 1934 in Grafendorf, Südmähren, geboren, erlebte jedoch die Vertreibung 1945 und fand eine neue Heimat in Österreich. Sein Werdegang begann als Stahlbauschlosser, bevor er 1959 als Spätberufener in den Orden der Salesianer Don Boscos eintrat. Nach seiner Priesterweihe 1966 widmete er sich als Religionslehrer und Erzieher einer jungen Generation in Tirol.
Ein Einsatz, der keine Grenzen kannte
Der sehnlichste Wunsch von Pater Kiesling wurde 1982 wahr, als er in die Demokratische Republik Kongo entsandt wurde. Dort lebte er in der Region rund um Lubumbashi, wo er sich mit außergewöhnlichem Engagement den Herausforderungen der ärmsten und entlegensten Dörfer stellte. Er war nicht nur als Priester aktiv, sondern auch als Brunnenbauer und Organisator von Schulen, Waisenhäusern und Gesundheitsstationen bekannt. Es war seine Entschlossenheit, Menschen in Krisenzeiten beizustehen, die ihn zu einer wichtigen Figur in der Region machte.
Mit seinem technischen Wissen und einkommensschaffenden Projekten erleichterte er das Leben vieler. Es gehörte zu seinen Aufgaben, Schwerkranke und Schwangere aus den entlegensten Dörfern in Krankenhäuser zu transportieren, oft unter gefährlichen Bedingungen. Diese Dienste zeugen von seiner grenzenlosen Hingabe und seiner Fähigkeit, das Wesentliche im Leben der Menschen zu sehen.
Ein vermisster Mentor und Freund
Trotz der Herausforderungen und ständigen Bedrohungen durch Rebellen gab Pater Kiesling nie auf. Er hielt stets mit einem festen Gottvertrauen an seinen Überzeugungen fest und arbeitete unermüdlich für die Menschen in seiner Gemeinde. In Österreich war er nicht nur ein geschätzter Prediger, sondern auch ein aktiver Fundraiser für die Mission, was viele dazu bewegte, sich seinen Projekten über die Don Bosco Mission Austria anzuschließen. Dabei zeigten viele Amstettner ihre Unterstützung mit großzügigen Spenden.
Sein Leben war von einer tiefen menschlichen Verbindung geprägt. Pater Kiesling pflegte den Kontakt zu seiner Familie, Freunden und ehemaligen Schülern auch während seiner langen Einsätze im Kongo. Und bei jedem Treffen spürte man seine Besorgnis und sein Mitgefühl für die Bedürftigsten, insbesondere für die Kinder, die er als sein Lebenswerk betrachtete.
Seine besonderen Verdienste wurden 2022 mit dem „Austria.on.Mission-Award“ gewürdigt, den er von Bischof Werner Freistetter und Kardinal Christoph Schönborn verliehen bekam. Gleichzeitig übermittelte er stets die Botschaft der Hoffnung und Menschlichkeit.
Pater Johann Kiesling wird als großer Missionar in Erinnerung bleiben, dessen Werk über viele Konflikte und Herausforderungen hinweg bestand. „Er war ein Vater, Bruder, Freund und ein wahrer Sohn Don Boscos“, resümierte die Don Bosco Mission Austria, die durch die Unterstützung zahlreicher Hilfsprojekte einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung von Armut und Not in der Region leistete.
In der Don Bosco Mission Austria, einer gemeinnützigen Organisation, die zahlreiche Hilfsprojekte weltweit unterstützt, wird sein Erbe weiterleben. Die Organisation ist besonders auf die Unterstützung benachteiligter Jugendlicher und Straßenkinder ausgerichtet und wird sich auch in Zukunft für die Werte und Ziele einsetzen, die Pater Kiesling zeitlebens vertreten hat.