Die Diskussion um die Einführung eines neuen Pflichtfachs „Leben in einer Demokratie“ an Volksschulen hat Fahrt aufgenommen. Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) aus Wien forderte dies aufgrund einer aktuellen Erhebung der städtischen Bildungsdirektion. Laut dieser Erhebung sind 35 Prozent der öffentlichen Wiener Volksschüler muslimischen Glaubens, 21 Prozent sind römisch-katholisch.
Argumente für das neue Pflichtfach
Wiederkehr betonte, dass in Schulen vermehrt abwertende Haltungen gegenüber Juden, LGBTIQ-Personen und der Gleichstellung von Mann und Frau bei muslimischen Schülern beobachtet werden. Gleichzeitig gibt es auch Ausgrenzungstendenzen gegenüber muslimischen Schülern. Die Linzer ÖVP unterstützt prinzipiell den Vorschlag Wiederkehrs, da sie das Pflichtfach als demokratiepolitisch wichtiges Zusatzangebot betrachtet.
Sicht der Politiker
Vizebürgermeister Martin Hajart aus Linz äußerte sich besorgt über die Zunahme von Kindern muslimischen Glaubens in Schulen und betonte, dass das Zusammenleben in vielen Bereichen gut funktioniere. Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm unterstützt ebenfalls den Vorschlag und betont die Bedeutung von kindgerechten Wertekursen zur Förderung von Respekt und Zusammenleben in Schulen.
Position des Bildungsministers
Bildungsminister Martin Polaschek betonte, dass Demokratiebildung und politische Bildung bereits zentrale Inhalte an Schulen seien und in den Lehrplänen verankert seien. Er bekräftigte die Wichtigkeit von Demokratie-Workshops und anderen Angeboten zur Demokratiebildung. Polaschek unterstützt grundsätzlich mehr Demokratievermittlung, wie von Plakolm angeregt.
Polaschek äußerte sich nicht direkt zur Einführung des neuen Pflichtfachs, da er es für bereits abgedeckt hält. Er betonte, dass der Religionsunterricht unverändert bleiben solle, nachdem Wiederkehr vorgeschlagen hatte, ihn zu einem Freifach zu machen. Der Wiener Bildungsstadtrat stimmte schließlich zu, dass der Religionsunterricht neben dem neuen Pflichtfach weiterhin auf freiwilliger Basis besucht werden könne.