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Neuer Vorschlag von Stadtrat Wiederkehr: Leben in einer Demokratie als verpflichtendes Fach in Schulen

Die veränderte religiöse Landschaft an Wiener Volksschulen: Was bedeuten die Zahlen und was ist geplant?

Die religiöse Vielfalt an öffentlichen Volksschulen in Wien spiegelt sich in den offiziellen Zahlen wider. Aktuellen Erhebungen zufolge sind 35 Prozent der Schülerinnen und Schüler muslimischen Glaubens. Im Vergleich dazu beträgt der Anteil von römisch-katholischen Kindern 21 Prozent und orthodoxen 13 Prozent. Darüber hinaus sind 26 Prozent der Volksschulkinder ohne religiöses Bekenntnis, während je zwei Prozent evangelisch oder einer anderen religiösen Gruppe angehören. Einblick in private Volksschulen mit etwa zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler fehlt jedoch weiterhin.

In einem ausführlichen Bericht präsentierte Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr die aktuellen Zahlen im Wiener Rathaus. Die Entwicklung in Bezug auf die religiöse Zusammensetzung der Schülerschaft wurde maßgeblich durch die Migrations- und Fluchtbewegungen der letzten Jahre beeinflusst. Verglichen mit Daten aus dem Jahr 2017, als römisch-katholische Kinder an Volksschulen den Großteil ausmachten, zeigt sich eine signifikante Verschiebung in den religiösen Verhältnissen. Damals war der Anteil der Muslime an den Schülerinnen und Schülern bei 28 Prozent.

New Mandatory Subject Proposal by Wiederkehr

Angesichts dieser Entwicklungen plädiert Stadtrat Wiederkehr nachdrücklich für die Einführung eines neuen verpflichtenden Schulfachs "Leben in einer Demokratie" bereits ab der ersten Klasse der Volksschule. Dieses Fach soll neben Werten wie Ethik, Toleranz und dem Wissen über andere Religionen auch gemeinsame demokratische Grundlagen vermitteln. Dabei betont er, dass der Glaube privaten Angelegenheiten vorbehalten sein sollte.

Die Diversität in der Schülerschaft führt jedoch zu Herausforderungen im Zusammenleben, wie vermehrte religiöse Ausrichtung bei muslimischen Schülerinnen und Schülern sowie entsprechende negativ-behaftete Ansichten, die, so Stadtrat Wiederkehr, aktiv entgegengewirkt werden müssen. Zu diesem Zweck schlägt er vor, Religionsunterricht nur noch als freiwilliges Fach anzubieten, während das Fach "Leben in einer Demokratie" verpflichtend wird.

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Views on Religious Education Reform

In Bezug auf die derzeitige Religionsunterrichtspraxis in Österreich hält Wiederkehr eine Änderung für unabdingbar. Die Entscheidung, Ethikunterricht statt Religionsunterricht in höheren Klassenstufen anzubieten, bezeichnet er als Fehler. Der Unterricht in Ethik richtet sich momentan an Schülerinnen und Schüler, die sich vom Religionsunterricht abgemeldet haben oder kein Bekenntnis besitzen.

Insgesamt bleibt die Verpflichtung für den Religionsunterricht rechtlich geschützt, wie ausführlich von der Kultusministerin hervorgehoben wurde. Die Diskussion über die Ausrichtung des Schulsystems und die Bedeutung von gemeinsamen demokratischen Werten wird weiterhin intensiv geführt, gerade vor dem Hintergrund zunehmender Polarisierungstendenzen an Schulen und in der Gesellschaft.

Integrationsexperte Kenan Güngör warnt vor diesen Entwicklungen und betont, dass die Gesellschaft gefordert ist, gegen Diskriminierung und Polarisierung zielstrebig vorzugehen. Insbesondere die verstärkte Zuwanderung aus Ländern des arabisch-islamischen Raums hat zu neuen Herausforderungen und Sichtweisen geführt, die auf ein adäquates Handeln auf verschiedenen Ebenen drängen. Es zeigt sich deutlich, dass die Bedeutung von gegenseitigem Respekt, Verständnis und gemeinsamen Werten in einer zunehmend vielfältigen Gesellschaft von zentraler Bedeutung ist. (David Krutzler, 11.6.2024)

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