
Wien, 10.03.2025 – Franz Küberl, der ehemalige Präsident der Caritas Österreich, äußert in einem aktuellen Podcast mit der Katholischen Sozialakademie Österreich (ksoe) alarmierende Warnungen zur Erosion des sozialen Friedens in Österreich. Küberl macht deutlich, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt keine Selbstverständlichkeit ist, sondern ständige Anstrengungen erfordert. Er zieht einen eindringlichen Vergleich zur nachkriegszeitlichen Situation Österreichs: "Wir sind 1945 knapp der Hölle entronnen", erklärt er und betont, dass es auch heute ernsthafte Bedrohungen für den sozialen Frieden gibt. Politische Gewalt, Armut und Ungerechtigkeit sind zentrale Probleme, die angegangen werden müssen.
Ein entscheidendes Thema in Küberls Äußerungen ist die zunehmende Isolation der Menschen. Die Gefahren der Pandemie haben diesen Trend verstärkt, und er warnt: "Der soziale Friede ist gefährdet, wenn wir alle zu Ich-AGs werden." Küberl ruft zu einem neuen Bewusstsein für gegenseitige Abhängigkeit und Solidarität auf: "Mir geht es nur gut, wenn es meinem Nachbarn gut geht." In Bezug auf die gesellschaftlichen Herausforderungen sieht Küberl besonders die Verunsicherung junger Menschen und den Aufstieg des Rechtspopulismus als bedrohlich an. "Der Rechtspopulismus legt den Finger auf Wunden, hat aber keine Lösungen", erläutert er.
Gespräch und Dialog als Lösung
Küberl fordert eindringlich ein Umdenken: Der Dialog mit Andersdenkenden müsse wieder in den Fokus rücken. "Wir brauchen die andere Phase: das Gespräch mit den Andersdenkenden." Das Verständnis, dass jede:r für die Gesellschaft verantwortlich ist, müsse in den Vordergrund gestellt werden. Um den sozialen Frieden konkret zu fördern, plädiert Küberl für die Stärkung des Ehrenamts und die Würdigung von Menschen, die sich für andere einsetzen. "Ehrenamtliche bringen Rüstzeug mit und stehen anderen bei", erklärt er.
Die wichtige Botschaft seines Interviews spiegelt sich auch in seiner Einschätzung zur Kirche wider. Laut Küberl ist die Institution gefordert, einen Raum für sinnstiftende Gemeinschaft zu bieten. "Man wird immer Gemeinschaft brauchen – wie man auch einen gemeinsamen Ethikbogen braucht", sagt er. Die neuesten Entwicklungen können als Teil eines langfristigen Schwerpunkts zur Förderung des sozialen Friedens gewertet werden, der in einem umfassenden Projekt der ksoe verankert ist, das in den kommenden drei Jahren verschiedene Themen behandelt, darunter Verständigung, Gerechtigkeit und Vielfalt, wie KAP berichtet und DIE FURCHE ergänzt.
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