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Kontroverser Film über Dietrich Bonhoeffer erregt in Österreich Aufsehen

Die Veröffentlichung des Films "Bonhoeffer" sorgt seit seiner Premiere in Österreich für aufgeregte Diskussionen. Der evangelische Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) wird in dem Werk von Regisseur Todd Komarnicki als einsamer Held dargestellt, was von Kritikern als eine verzerrte Sichtweise angesehen wird. Gunter Prüller-Jagenteufel, ein Katholik und Theologe von der Universität Wien, äusserte im ORF-Religionsmagazin "Orientierung", dass der Film zentrale Aspekte von Bonhoeffers Motiven falsch wiedergebe und ihn als jemanden präsentiere, der Gewalt rechtfertige. Prüller-Jagenteufel erklärte dazu: "Von Bonhoeffer habe ich gelernt, dass Heldenfiguren oft das Gegenteil von verantwortlichen Personen sind."

Die Darstellung von Bonhoeffers Haltung bezüglich eines Attentats auf Adolf Hitler sei laut Prüller-Jagenteufel problematisch und undifferenziert. Während Bonhoeffer einerseits ein Blutvergießen ablehnte, könnte er unter extremen Umständen dennoch zu einem Mord aufgerufen haben, sagte Prüller-Jagenteufel. Der Film habe mit seiner dramatischen Inszenierung, die das Bild des Theologen stark verzerre, für Empörung gesorgt. Bereits im Vorfeld der US-Premiere im November 2024 äußerten sich verschiedene Stimmen über eine "kulturelle Aneignung" des Theologen durch evangelikale Kreise, die ihn als einen Kronzeugen gegen die liberale Demokratie interpretieren, so berichtet tagesschau.de.

Schwächen und Missverständnisse im neuen Film

Der neue Film schildert Bonhoeffers Leben und seinen theologischen Kampf gegen den Nationalsozialismus. Kritiker wie Heinrich Bedford-Strohm fordern eine differenziertere Darstellung und bemängeln, dass die Vermarktung des Films in den USA die Figur Bonhoeffers für eine rechtsgerichtete Ideologie missbraucht. Insbesondere die werbewirksame Darstellung mit ihm und einer Pistole auf dem Plakat, verbunden mit dem Titel "Pastor, Agent, Attentäter", löste Unverständnis und Widerspruch aus. Das Bild wird von der Bonhoeffer-Familie und den Schauspielern als nicht zutreffend bewertet, da es Bonhoeffer als Gewaltbefürworter darstellt, was laut Bedford-Strohm nicht seiner Philosophie entspreche.

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Die emotionale Inszenierung des Films, die zwischen verschiedenen Erzählformen pendelt, stieß bei vielen auf Kritik. Bonhoeffer wird gezeigt als jemand, der bereit ist, seine Prinzipien zu opfern, um anderen zu helfen. Diese bildliche Freiheit, mit der der Film Bonhoeffers Zeit im Widerstand interpretiert, wird als "starker Tobak" charakterisiert. Kritiker bezeichnen den neuen Film als pathetisches Geschichtskino, das letzteres nur bedingt gerecht werde. Während der Film das Vermächtnis eines der bedeutendsten Theologen der modernen Zeit würdigt, bleibt die Frage, ob den wahren Idealen Bonhoeffers entsprochen wird. kathpress.at berichtet weiter, dass der Film seither zu einer intensiven Auseinandersetzung mit Bonhoeffers Ideen angeregt hat.

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Mord/Totschlag
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Wien
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Wien, Österreich
Beste Referenz
kathpress.at
Weitere Quellen
tagesschau.de

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