St. Veit an der Glan

Multilokalität in Klagenfurt: Leben, Arbeiten und Steuern in Bewegung

Rebecca Merlic lebt in Tokio ein freies Leben ohne eigene Wohnung und zeigt, wie Multilokalität im urbanen Raum Spaß macht und die Stadt zum neuen Zuhause wird!

In den letzten Jahren hat das Konzept der Multilokalität an Bedeutung gewonnen. Es beschreibt eine Lebensweise, bei der Menschen ihren Alltag über mehrere Städte oder Wohnorte verteilen. Grundsätzlich bedeutet dies, dass der tägliche Lebensstil durch Pendeln zwischen Wohnsitz und Arbeitsplatz geprägt ist. Diese Form der Lebensführung wird oft von Personen gewählt, die beispielsweise in urbanen Zentren arbeiten, aber außerhalb wohnen. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von höheren Lebenshaltungskosten in den Städten bis hin zu einem einfacheren Zugang zur Natur.

Es gibt unterschiedliche Auffassungen zur Multilokalität. Eine beliebte Sichtweise besagt, dass es nicht nur um die physische Anwesenheit an verschiedenen Orten geht, sondern auch um das Gefühl, wirklich zu Hause zu sein. Dies wird wichtig, um zwischen Tagespendlern und Menschen mit mehreren Wohnsitzen zu unterscheiden. Während sich Tagespendler in einem anderen Ort täglich bewegen, haben multilokal Lebende oft mehrere feste Aufenthaltsmöglichkeiten – sei es ein normales Zuhause, ein Hotelzimmer oder sogar ein Wohnmobil.

Erfahrungen aus Tokio

Ein herausragendes Beispiel für multilokale Lebensführung kommt aus Tokio. Die Künstlerin Rebecca Merlic hat ihre Wohnung aufgegeben, um ihr Leben, Arbeiten und Essen im öffentlichen Raum zu gestalten. Nach ihrer Zeit in der japanischen Metropole entschied sie, dass sie keine eigenen vier Wände mehr braucht. Stattdessen lebt sie in einem Raum voller Möglichkeiten: von Ramen-Shops, wo sie Essen findet, bis hin zu Badezimmern, die der Öffentlichkeit dienen. Sie nutzte alles, was die Stadt zu bieten hatte – vom Schlafen in Kapselhotels bis zum Arbeiten in Supermärkten, wo Internet und Grundbedürfnisse ohne Konsumzwang erfüllt wurden.

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Die Begegnungen mit anderen jungen Frauen, die ebenfalls multilokal leben, haben Merlic inspiriert. Viele von ihnen mieten sich für einige Nächte in der Stadt, um den Druck der elterlichen Erwartungen zu entkommen. So bleibt mehr Raum für persönlichen Ausdruck und Freiheit. In Tokio, wo Wohnraum für Ausländer oft teuer und schwer zu bekommen ist, schien es für Merlic sinnvoll, für die Zeit, die sie in der Stadt verbringt, günstige und flexible Übernachtungsmöglichkeiten zu suchen.

Die Flexibilität in den Übernachtungskosten ist ein weiterer Aspekt ihrer multikulturellen Lebensweise. An manchen Wochenenden reiste sie auf das Land, da die Preise stark schwankten – ein Kapselzimmer konnte zwischen 25 und 100 Euro pro Nacht kosten. Diese Preisgestaltung zwingt sie dazu, kreativ zu sein und sich an die Gegebenheiten des Marktes anzupassen, um die besten Angebote zu finden.

Wiederkehrende Besuche in bestimmten Ramen-Shops führten zu persönlichen Beziehungen mit den Wirten und anderen Gästen. Diese sozialen Interaktionen sind es, die das Leben in der Stadt für Merlic lebendig machen. Auch durch sprachliche Barrieren entstanden oft unerwartete und interessante Verbindungen, die ihren Aufenthalt in Tokio prägen.

Klagenfurt und die Auswirkungen multilokaler Lebensführung

Die Stadt Klagenfurt ist ein weiteres Beispiel, wo multilokale Lebensweise Einfluss auf das urbane Gefüge hat. Der Begriff „Stadtluft macht frei“ gewann in der Vergangenheit Bedeutung, als viele Small-Town-Bewohner in die Städte strömten auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Heute bemerken wir, dass die städtischen und ländlichen Lebensweisen zunehmend miteinander verwoben sind, was zu einer Verschiebung der Kommunalsteuereinnahmen führt.

Die Zahl der Arbeitsplätze in Klagenfurt zeigt dies deutlich. Laut einer aktuellen Zählung gibt es in der Stadt 8.832 Arbeitsstätten mit über 71.000 Beschäftigten. Zum Vergleich St. Veit an der Glan, das nur etwa 1.270 Arbeitsstätten und rund 8.000 Beschäftigte hat. Diese strukturelle Verschiebung hat tiefgreifende Auswirkungen auf die lokalen Haushalte, insbesondere in Bezug auf die Kommunalsteuer. Klagenfurt kann jährlich etwa 50 Millionen Euro aus den Unternehmenssteuern verzeichnen, während St. Veit an der Glan für 2023 bereits einen neuen Höchstwert von rund 6,8 Millionen Euro an Kommunalsteuereinnahmen prognostiziert, was einen Anstieg von 9,37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt.

In Anbetracht dieser Entwicklungen wird klar, dass die multilokale Lebensführung nicht nur individuelle Lebensentscheidungen widerspiegelt, sondern auch tiefere ökonomische Effekte auf städtische und ländliche Gemeinwesen hat. Die Herausforderungen, die sich daraus ergeben, sind für die kommunalen Entscheidungsträger eine bedeutende Aufgabe, die es zu bewältigen gilt.


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Quelle
meinbezirk.at

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