In Kärnten sorgt der inzwischen 16. Abschuss eines sogenannten Risikowolfs für zunehmende Aufregung und Empörung unter den Tierschützern. Die Diskussion dreht sich nicht nur um den Schutz der Wolfpopulation, sondern auch um mögliche wirtschaftliche Interessen hinter diesen Abschüssen. Dies wirft Fragen zu den Maßnahmen der örtlichen Politik auf und zur eigentlichen Handhabung des Wolfsschutzes in Österreich.
Christian Pichler vom WWF äußerte in einer Stellungnahme, dass 2024 bereits die Hälfte der nachgewiesenen Wölfe in Kärnten getötet wurde. Dies führt dazu, dass Kärnten nicht nur in Österreich, sondern auch auf EU-Ebene die höchste Abschussquote aufweist. Vergleicht man die Situation in Deutschland, wo seit der Rückkehr des Wolfes vor 25 Jahren nur 17 Wölfe zum Abschuss freigegeben wurden, wird die Diskrepanz deutlich. Während dort 185 Wolfsfamilien leben, existiert in Kärnten nur eine einzige Wolfsfamilie, die dennoch enormen Verlusten ausgesetzt ist.
Rechtswidrige Abschusspolitik
Pichler betont weiter, dass Kärnten in seiner Vorgehensweise eine "rechtswidrige Abschusspolitik" verfolgt. Der Europäische Gerichtshof habe erst kürzlich entschieden, dass Abschüsse bei streng geschützten Arten wie dem Wolf nur als letztes Mittel in Betracht gezogen werden dürfen. In Österreich muss der Wolf zudem in einen günstigen Erhaltungszustand geführt werden, was in Kärnten offensichtlich ignoriert wird. Experten kritisieren, dass die lokale Politik gängige internationale Verfahren und weniger invasive Alternativen, wie etwa effektiven Herdenschutz, außer Acht lässt. Die bereitgestellten EU-Fördergelder zur Unterstützung dieser Maßnahmen würden nicht adäquat genutzt, wie Pichler feststellt.
Spekulationen über wirtschaftliche Interessen
Ein weiterer Aspekt, der den Tierschützern Sorge bereitet, sind die Spekulationen über wirtschaftliche Motivationen hinter den Abschüssen. Ein Mitarbeiter von Martin Balluch, dem Leiter des Vereins gegen Tierfabriken (VGT), äußerte den Verdacht, dass der Name des Trophäenjägers, der den Wolf erlegt hat, verschwiegen wird, um die Höhe des möglicherweise gezahlten Betrags geheim zu halten. „Sobald ein Wolf auftaucht, wird sehr schnell eine Abschussverordnung erlassen. Es geht offenbar nicht um einen effektiven Schutz der Tiere, sondern um Geschäftsinteressen“, so der Mitarbeiter. Diese Abschüsse könnten als individuelle Trophäen bei Jägern äußerst begehrt sein, da nicht selten die erlegten Tiere nach dem Abschuss präpariert werden.
Die Situation in Kärnten wirft also zahlreiche Fragen auf, sowohl hinsichtlich der ökologischen Verantwortung als auch im Hinblick auf mögliche wirtschaftliche Verflechtungen und deren Einfluss auf den Umgang mit geschützten Arten. Die Tierschützer fordern nicht nur mehr Transparenz in dieser Diskussion, sondern auch eine grundlegende Überarbeitung der Abschussrichtlinien, um den Schutz dieser Tiere zu gewährleisten. Das Thema bleibt kontrovers und wird sicherlich weitere Diskussionen nach sich ziehen, insbesondere in einem Land, das bestrebt ist, seine Umwelt zu schützen und gleichzeitig wirtschaftliche Interessen zu wahren.
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