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In einem besorgniserregenden Trend haben sich in Österreich viele Jugendliche mit den Gesetzen über den Besitz und die Verbreitung von sexualbezogenem Kindesmissbrauchsmaterial auseinanderzusetzen. Die Polizei hat festgestellt, dass fast die Hälfte der beschlagnahmten Laptops und Handys von Minderjährigen stammen. Im Jahr 2024 wurden in Salzburg 17 Fälle von Jugendlichen registriert, die unbewusst Bilder und Videos von Gleichaltrigen im Internet geteilt haben, wie Thomas Marecek vom Verein Neustart berichtet. Ziel ist es, diese Jugendlichen aufzuklären und zu verhindern, dass sie als Sexualstraftäter verurteilt werden, da dies gravierende Folgen für ihr zukünftiges Leben haben kann. Diese Maßnahmen sind dringender denn je, da die Strafen für derartige Vergehen vor einem Jahr erheblich verschärft wurden, insbesondere nach dem Fall des Schauspielers Florian Teichtmeister.
Aufklärung und Prävention bei Neustart
Der Bewährungshilfe-Verein Neustart hat ein innovatives Programm ins Leben gerufen, das sich direkt an gefährdete Jugendliche richtet. In den letzten Monaten wurden bereits 127 Klienten und Klientinnen in das Programm "sicher.net § 207a" aufgenommen, wobei die Hälfte dieser Jugendlichen nach einer Diversion zugewiesen wurde, die andere Hälfte aufgrund von Verurteilungen. Das Programm setzt auf intensive Einzel- und Gruppengespräche, um den Beteiligten klarzumachen, was die rechtlichen Konsequenzen ihres Handelns sind. "Wir klären die Jugendlichen über den rechtlichen Rahmen auf und ermutigen sie, über die Auswirkungen ihres Verhaltens nachzudenken", erläutert Marecek. Dabei wird betont, dass viele der Jugendlichen sich ihrer Rechtswidrigkeit nicht bewusst sind, wenn sie Nacktfotos oder Videos von Freunden in sozialen Medien verbreiten.
Ein besonders besorgniserregender Aspekt ist, dass die Mehrheit der Beteiligten zwischen 14 und 16 Jahre alt ist, wobei die älteren Teilnehmenden bei Zuweisung noch minderjährig waren. Mit dem Programm soll nicht nur das Bewusstsein für die gesetzlichen Bestimmungen geschärft werden, sondern auch Werte wie Empathie gegenüber den abgebildeten Personen gefördert werden. Laut Neustart haben viele Jugendliche durch die Aufklärung "Aha-Erlebnisse", die ihnen helfen, die Schwere ihrer Handlungen besser zu begreifen. Während einige Betroffene wegen des Besitzes von Kinderpornografie in Konflikt mit dem Gesetz kamen, sind auch der Besitz und die Verbreitung von Sexting-Inhalten ein häufiges Problem.
Die Initiative von Neustart hat das Potenzial, den Umgang der Jugendlichen mit digitalen Medien entscheidend zu verändern und ihnen zu helfen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen, indem sie über die rechtlichen Rahmenbedingungen und gesellschaftlichen Standards aufgeklärt werden, um einer Stigmatisierung als Sexualstraftäter zu entgehen. Dies könnte nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern auch ihre Freundeskreise positiv beeinflussen, da sie ihr neu erlerntes Wissen weitergeben.
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