Hawala: Wie ein uraltes Geldsystem Kriminalität und Hilfe vereint

Hawala: Wie ein uraltes Geldsystem Kriminalität und Hilfe vereint

Wien, Österreich - In den letzten Jahren ist das informelle Geldtransfer-System Hawala in den Fokus von Ermittlungsbehörden gerückt. Diese Methode, die ihren Ursprung im 8. Jahrhundert im Abbasiden-Kalifat hat, wird sowohl von Kriminellen zur Finanzierung illegaler Geschäfte und Terrorismus als auch von legalen Organisationen wie Hilfsorganisationen genutzt. Hawala, was auf Arabisch „Überweisung“ bedeutet, basiert auf Vertrauen und vereinfacht Überweisungen für Migranten und Geflüchtete.

Die Funktionsweise von Hawala ist einzigartig und funktioniert ohne direkte Geldtransaktionen. Ein Zahler übergibt einen Geldbetrag an einen örtlichen Hawaladar, der dann einen Kollegen am Auszahlungsort kontaktiert, um den Betrag sowie einen Code zu übermitteln. Der Empfänger erhält das Geld in bar und in der entsprechenden Landeswährung. Durch diese Struktur, die nach dem „System der zwei Töpfe“ funktioniert, bleibt der Geldfluss oft unbeobachtet und schwer nachvollziehbar, was die Aufdeckung illegaler Aktivitäten erschwert.

Kriminalität und Regulierung

Die BaFin und das Bundeskriminalamt beobachten mit Sorge die Hawala-Netzwerke, die aufgrund ihrer nicht regulierten Natur unter Verdacht stehen, für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung genutzt zu werden. Das Fehlen einer direkten Aufsicht sorgt dafür, dass diese Systeme in vielen Teilen der Welt gedeihen können. Schätzungen zufolge fließen jährlich weltweit rund 200 Milliarden US-Dollar über Hawala, wobei in Regionen wie dem südlichen Afrika bis zu 65 Prozent der Gelder auf diesem Weg transferiert werden.

Ermittlungen, wie die von Achim Schmitz vom LKA NRW, zeigen, dass die Behörden aktiv gegen undurchsichtige Geldtransfers vorgehen. An einem sogenannten „Action-Day“ wurden 400.000 Euro illegaler Gelder sichergestellt. Zudem stehen zahlreiche Personen in Deutschland unter Verdacht, mehr als 200 Millionen Euro unerlaubt transferiert zu haben. Diese Praktiken verdeutlichen die Herausforderungen, die die Sicherheitsbehörden im Umgang mit Hawala haben.

Hawala im humanitären Kontext

Trotz der mit Hawala verbundenen Risiken wird das System auch von Hilfsorganisationen genutzt, um humanitäre Hilfe zu leisten. Beispielsweise hat die Welthungerhilfe in Ausnahmefällen auf Hawala zurückgegriffen, um nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan Hilfe zu ermöglichen. Laut Sabine Pott von der Welthungerhilfe konnten durch diese Transfers mehr als zwei Millionen Menschen am Leben erhalten werden.

Die Welthungerhilfe arbeitet jedoch nur mit geprüften Cash-Agenten, die zwar keine Lizenz besitzen, aber dennoch den Bedürftigen helfen können. Dieser Aspekt stellt eine besonders heikle Balance dar, da der Einsatz der Hawala-Methoden für wohltätige Zwecke gleichzeitig als Ausdruck der Nothilfe gesehen werden muss.

Ausblick auf die Zukunft von Hawala

Die regulatorischen Herausforderungen sind enorm, und Experten wie Matthias Casper, Professor für Kapitalmarktrecht, bezweifeln, dass Hawala jemals legalisiert werden kann, solange es nicht gewerblich betrieben wird. Angesichts der geschätzten Transfervolumina und der damit verbundenen potenziellen kriminellen Handlungen bleibt abzuwarten, wie die Behörden in Zukunft auf diese Probleme reagieren werden.

Die Debatte um Hawala ist also komplex und vielschichtig, da sie sowohl die Notwendigkeit von Regulierung als auch die humanitären Aspekte beleuchtet. Der Rechtsrahmen für Geldtransfers bleibt ungewiss, während immer mehr Menschen auf alternative Systeme zurückgreifen müssen, um ihre Angehörigen und Gemeinden zu unterstützen.

Für weitere Informationen zu diesem Thema können Sie ORF, Tagesschau und BaFin besuchen.

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OrtWien, Österreich
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