Erdbeben in der Türkei: 237 Nachbeben und erste Todesopfer in Balikesir
Erdbeben in der Türkei: 237 Nachbeben und erste Todesopfer in Balikesir
Sındırgı, Türkei - Am 11. August 2025 ereignete sich ein Erdbeben der Stärke 6,1 in der westtürkischen Provinz Balikesir, das weitreichende Folgen hatte. Das Epizentrum des Bebens lag im Bezirk Sindirgi, in einer Tiefe von etwa 11 Kilometern. Dieses starke Beben war bis in über 200 Kilometer entfernte Städte wie Istanbul und Izmir zu spüren, was die Sorge in der ohnehin erdbebengefährdeten Region verstärkte. Offiziellen Angaben zufolge kam eine 81-jährige Frau ums Leben, während 29 weitere Personen verletzt wurden, von denen 11 weiterhin im Krankenhaus behandelt werden, während 18 bereits entlassen werden konnten. Insgesamt wurden 16 Gebäude in 68 Stadtteilen vollständig eingestürzt, darunter ein dreistöckiges Wohnhaus im Zentrum von Sindirgi, aus dem vier der sechs Bewohner gerettet werden konnten.
Die Bergungsarbeiten wurden mittlerweile abgeschlossen, und Behörden unter der Leitung von Innenminister Ali Yerlikaya haben festgestellt, dass mehrere Container als Notunterkünfte aufgestellt wurden. Parallel dazu wurden der Besitzer sowie der Bauherr des einstürzenden Gebäudes festgenommen, da ihnen fahrlässige Tötung vorgeworfen wird. Diese Vorfälle werfen erneut Fragen zur Sicherheit von Gebäuden in der Türkei auf, die aufgrund ihrer geologischen Gegebenheiten besonders erdbebengefährdet ist.
Nachbeben und Sicherheitsprotokolle
Folgen des Hauptbebens sind bereits spürbar: Insgesamt wurden bis dato 237 Nachbeben registriert, wobei das stärkste Nachbeben eine Magnitude von 4,6 erreichte. Die Behörden haben die Bevölkerung dazu geraten, beschädigte Gebäude zu meiden und nur in Notfällen das Gebäude zu betreten. Die Türkei, die auf der Anatolischen Platte liegt, hat eine lange Geschichte von Erdbeben, unter anderem jene verheerenden Ereignisse im Jahr 2023, bei denen über 53.000 Menschen in der Türkei und Tausende in Syrien ums Leben kamen.
Um den Herausforderungen bei der Erdbebensicherheit zu begegnen, wurde 2018 der türkische Erdbebenkodex (TEC) eingeführt. Dieser regelt die Baunormen für erdbebensichere Gebäude und legt Maßnahmen zur strukturellen Integrität fest. Der Gesetzesrahmen umfasst unter anderem Artikel, die geotechnische und Standortuntersuchungen vorsehen, um seismische Risiken präventiv zu mindern. Obwohl diese Vorschriften existieren, wird die Einhaltung in der Praxis oft als unzureichend angesehen.
Kritik an der aktuellen Baupolitik
Tausende illegal errichtete Gebäude wurden in den vergangenen Jahren durch Bauamnestien legalisiert, was zur Erhöhung der Gefahrenlage geführt hat. In Istanbul gelten mehr als eine Million Gebäude als nicht erdbebensicher. Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan steht daher unter massivem Druck, ihre Baupraktiken zu überdenken und die Einhaltung der Erdbebensicherheitsvorschriften strenger zu kontrollieren. Experten betonen die Notwendigkeit einer nachhaltigen und erdbebensicheren Stadtentwicklung, um zukünftig bessere Lebensbedingungen für die Bevölkerung zu schaffen.
Diese neuesten Entwicklungen unterstreichen die Dringlichkeit für eine umfassende Reform des türkischen Bausektors, der sich nicht nur an aktuellen seismischen Standards orientieren, sondern auch historische Fehler in der Baupolitik vermeiden sollte. Die Anwaltskanzlei Karanfiloglu bietet rechtliche Unterstützung für Bauherren und Eigentümer an, um die Einhaltung der Erdbebensicherheitsvorschriften sicherzustellen und bürokratische Hürden zu bewältigen.
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Ort | Sındırgı, Türkei |
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