
In einem aufschlussreichen Interview sprach Thomas Spitzer, der Kopf der österreichischen Band Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV), über die politische Landschaft in Österreich. Spitzer äußerte sich gegenüber der deutschen „Welt“ und nahm dabei besonders die Rolle des ehemaligen FPÖ-Politikers Jörg Haider und des aktuellen FPÖ-Chefs Herbert Kickl unter die Lupe. Er bezeichnete Haider, der als scheidender und umstrittener Polit-Popstar gilt, rückblickend als „harmlos“ im Vergleich zu Kickl und kritisierte die aktuellen Wahlergebnisse als beschämend. „Dafür schäme ich mich. So ein krasses Wahlergebnis“, sagte er.
Spitzers Auseinandersetzung mit Haider hat eine lange Geschichte, die bis zu seinem Verleumdungsprozess 1992 zurückreicht, in dem Haider aufgrund des EAV-Songs „Erzherzog Jörgerl“ den damaligen Künstler verklagte – ein Prozess, den Haider verlor. Spitzer betrachtet diesen Ausgang mit Stolz und sieht ihn als Teil seiner Auseinandersetzung mit Haiders populistischer Rhetorik, die Spitzer als Methode beschreibt, „Angst zu schüren, Schuldige zu präsentieren und sich selbst als Retter zu inszenieren“.
Der Erbe Haiders
15 Jahre nach Jörg Haiders Tod hat der spätere FPÖ-Chef Herbert Kickl dessen Schatten längst übernommen. Haider, der die FPÖ in den 1990er-Jahren zu großem Wahlerfolg führte und 2005 die Partei verließ, um das BZÖ zu gründen, gilt als Wegbereiter des Rechtspopulismus in Österreich und Europa. Sein Einfluss ist bis heute merklich, da moderne Politiken von Sebastian Kurz und Hans Peter Doskozil Anleihen bei Haiders Ansätzen nehmen. Haider wird als „gnadenloser Populist“ beschrieben, während Kickl eher als Ideologe angesehen wird.
Kickl, der 2005 Haider als „Verräter an freiheitlichen Werten“ bezeichnete, blieb der FPÖ treu und hat sich nun als deren Chef etabliert. Haider kritisierte bereits in den 1990er-Jahren „Eliten“, „Jagdgesellschaften“ und „Ausländer“ und stellte sich als „Schutzpatron der kleinen Leute“ dar. Auch seine Umsetzungen wie der Mindestlohn für Landesbedienstete in Kärnten waren damals wegweisend und prägen das politische Geschehen bis heute.
Komplexität der politischen Figuren
Haider, der alkoholbedingt in der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober 2008 ums Leben kam, hinterließ eine komplexe politische Legacy. Während er in seiner Heimat Kärnten trotz umstrittener Schuldenpolitik große Beliebtheit genoss, wird seine Persönlichkeit sowohl von positiven als auch negativen Aspekten geprägt. Spitzer bringt diese Komplexität auf den Punkt, indem er die Ansichten und Strategien der beiden FPÖ-Politiker gegenüberstellt und damit ein wesentliches Licht auf die aktuelle politische Lage in Österreich wirft.
Insgesamt bleibt die Frage: Wie wird sich die österreichische Politik unter Einwirkung von Kickl und im Schatten Haiders weiterentwickeln? Diese Diskussion ist angesichts der aktuellen Wahlergebnisse und der anhaltenden Entwicklungen im Land von großer Bedeutung.
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