Debatte im Nationalrat: Pflichtmitgliedschaft der WKÖ vor dem Aus?

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Im Nationalrat wird am 19.11.2025 über die Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft in der WKÖ diskutiert. Zuschauer sind eingeladen.

Im Nationalrat wird am 19.11.2025 über die Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft in der WKÖ diskutiert. Zuschauer sind eingeladen.
Im Nationalrat wird am 19.11.2025 über die Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft in der WKÖ diskutiert. Zuschauer sind eingeladen.

Debatte im Nationalrat: Pflichtmitgliedschaft der WKÖ vor dem Aus?

Der Nationalrat steht heute im Zeichen der Debatte über die Zwangsmitgliedschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Wie vol.at berichtet, wird ab 9.00 Uhr live über einen Antrag der FPÖ diskutiert, der die mögliche Abschaffung dieser Pflichtmitgliedschaft für Unternehmen thematisiert. Diese Diskussion ist Teil einer breiteren politischen Auseinandersetzung über die Rolle der gesetzlich organisierten Interessenvertretung.

Kritiker, vor allem die FPÖ, stellen die Notwendigkeit der Zwangsmitgliedschaft infrage, wobei interne Turbulenzen innerhalb der WKÖ in der öffentlichen Wahrnehmung mit den aktuellen politischen Forderungen verknüpft werden. Parallel dazu wurde eine Gesetzesnovelle beschlossen, die schnellere Verfahren bei Großverfahren ermöglichen soll. Diese Regelung reduziert die Anzahl der voraussichtlich Beteiligten von 100 auf 50 und zielt darauf ab, Planungs- und Genehmigungsprozesse in der Verwaltung zu beschleunigen.

Forderungen nach Reformen und Rücktritten

In einem weiteren Kontext des politischen Debattenraums fordern FPÖ und NEOS umfassende Reformen in der Wirtschaftskammer. So verlangt FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz eine „Nulllohnrunde“ für Funktionäre und fordert zurückhaltende Lohnsteigerungen für Spitzenverdiener. Auch NEOS-Klubobmann Yannick Shetty kritisiert die „unverschämten Funktionärsbezüge“ und die „unverständlichen Lohnerhöhungen“ innerhalb der WKÖ, wie kurier.at weiter berichtet.

Besonders kritisiert wird die interimistische Führung durch WKÖ-Vizepräsidentin Martha Schultz und es wird ein Übergang zu einer freiwilligen Mitgliedschaft gefordert, ähnlich dem Modell in der Schweiz. Die NEOS gehen sogar so weit, die Abschaffung der bereits seit den 1970er Jahren existierenden Kammerumlage 2 zu verlangen, während sie auf die hohen Rücklagen der Wirtschaftskammer von geschätzten 2 Milliarden Euro hinweisen.

Bedeutung der Pflichtmitgliedschaft

Die Pflichtmitgliedschaft in der WKÖ wird nicht von allen Seiten als nachteilig eingestuft. Laut Informationen von wko.at bietet diese Form der Mitgliedschaft eine starke Interessenvertretung für über 590.000 Mitgliedsbetriebe in Österreich. Dies sichert vor allem den kleinen Unternehmen, die zu 93 % nur bis zu 9 Mitarbeiter beschäftigen, eine einheitliche Interessenvertretung. Ohne gesetzliche Mitgliedschaft, die ein Solidarsystem zwischen großen, mittleren und kleinen Unternehmen bildet, könnten die Interessen dieser kleineren Betriebe gefährdet sein.

Die WKÖ spielt eine zentrale Rolle in der österreichischen Wirtschaft, gewährleistet die Selbstverwaltung und regelt wichtige Aufgaben wie die duale Ausbildung. Insbesondere da 98 % aller Arbeitsverträge in Österreich kollektivvertraglich geregelt sind, wird die Bedeutung der Kammermitglieder für den sozialen Frieden und die wirtschaftliche Stabilität der Region unterstrichen.

Im Umfeld der laufenden Debatten bleibt abzuwarten, wie die politischen Akteure auf die anhaltende Kritik reagieren und welche Reformen tatsächlich in die Wege geleitet werden. Die Anträge und Forderungen aus dem Nationalrat könnten weitreichende Konsequenzen für die Struktur und das Funktionieren der Wirtschaftskammer Österreich haben.