Am vergangenen Dienstag nahmen Millionen von Amerikanern an der demokratischen Tradition teil, ihre Stimmen abzugeben — nicht nur für den Präsidenten, sondern auch für zahlreiche lokale und bundesstaatliche Ämter. Auf dem Stimmzettel standen Kandidaten für das Repräsentantenhaus, den Senat, sowie lokale Posten wie Staatsanwälte, Wasserbezirke, Scheriffs und Schulräte.
Ein besonders großes Interesse wurde den sogenannten "Down-Ballot"-Wahlen entgegengebracht, die oft weniger Aufmerksamkeit als die Präsidentschaftswahlen erhalten. Schätzungen zufolge gibt es in den USA über 500.000 gewählte Amtsträger. Diese Wahlen sind entscheidend, da viele Entscheidungen, die das tägliche Leben der Bürger betreffen, auf dieser Ebene getroffen werden.
Die Herausforderung der Kandidatensuche
Alex Niemczewski, Gründerin der Website BallotReady, beschreibt ihre Erfahrungen beim Wählen in Chicago: „Mein Stimmzettel hatte 92 Positionen.“ Sie stellt fest, dass selbst viele Journalisten und sogar der Bürgermeister oft nicht genau wissen, wer für die verschiedenen Ämter kandidiert. Dies zeigt, wie schwierig es für Wähler ist, informierte Entscheidungen zu treffen, wenn es an lokaler Berichterstattung mangelt.
Niemczewski bemängelt den Mangel an lokaler Medienberichterstattung über Wahlen und stellt fest: „Manchmal gibt es überhaupt keine Berichterstattung… und die Wähler erfahren oft zum ersten Mal von den Kandidaten, wenn sie ihre Namen auf dem Stimmzettel sehen.“ Diese Unkenntnis führt dazu, dass viele Wähler beim Abstimmen raten oder ihre Stimme ganz nicht abgeben.
Die finanziellen Aspekte der Down-Ballot-Wahlen sind ebenfalls bemerkenswert. Der Kandidat Bill Roth, der für eine Position im Santa Clara Valley Water District kandidiert, hat sein ganzes Jahr dafür investiert und finanziert seine Kampagne größtenteils selbst. Diese Position hat eine Bedeutung, da die Organisation ein Budget von rund 1 Milliarde Dollar jährlich verwaltet.
Roth beschreibt seine Motivation: „Es ist auf jeden Fall etwas, das ich schon immer tun wollte.“ Er steht jedoch auch vor der Herausforderung, dass viele Wähler nicht einmal wissen, was der Wasserbezirk tut.
Inzwischen versucht Johnene Stebbins, die für das Amt der Richterin am Superior Court in Santa Clara County kandidiert, ihr Gesicht bekannten zu machen. „Ich möchte den Menschen die Möglichkeit geben, einen Kandidaten zu treffen, damit sie nicht einfach über die Namen auf dem Stimmzettel raten.“
Stebbins gibt zu, dass sie vielen Wählern unbekannt ist und kämpft zudem gegen die Tatsache, dass sie auf dem gleichen Stimmzettel wie prominente Kandidaten wie Donald Trump und Kamala Harris steht. Diese Situation erschwert es, sich von anderen Kandidaten abzuheben.
Die intensive Wahl des Staatsanwalts
Eine der aufmerksamkeitsstärksten lokalen Wahlen ist die des Bezirksstaatsanwalts von Los Angeles. Hier stehen sich der amtierende Staatsanwalt George Gascón, der vor vier Jahren auf einem reformistischen Programm gewählt wurde, und sein Herausforderer Nathan Hochman gegenüber. Dieser Wettkampf ist nicht nur intensiver, sondern auch teurer, da hohe Summen für Werbung und Wahlkampf ausgegeben werden.
Gascón erklärt, dass die Überbevölkerung von Gefängnissen und rassistische Übergriffe durch das Rechtssystem seit Jahren ein großes Problem darstellt. „Das aktuelle Klima der Angst ist rätselhaft, obwohl die Kriminalität insgesamt gesunken ist“, sagt Gascón. Hochman kritisiert Gascóns Politik als „pro-kreative Ansätze“ und ist der Meinung, dass dies ein Gefühl der Unsicherheit in der Gesellschaft hervorgerufen hat.
Die Wahlkampfstrategien beider Kandidaten beinhalten umfangreiche Medienkampagnen, einschließlich Fernsehwerbung, Online-Werbung und Plakate. Hochman erläutert: „Das Budget, das ich für meine Kampagne aufstellen muss, liegt bei 2,5 Millionen Dollar.“ Beide Kandidaten erkennen jedoch, dass trotz aller Medienpräsenz die Bekanntheit der eigenen Person nach wie vor eine Herausforderung bleibt.
Stebbins und Roth sind mit ähnlichen Hürden konfrontiert, da ihre Wahlen nicht den gleichen Anklang finden wie die Präsidentschaftswahlen. Das macht es für sie erforderlich, aktiv um Bekanntheit zu werben und mit Wählern in Kontakt zu treten.
Die Wahlen auf dieser lokalen Ebene sind entscheidend, um festzustellen, wie die Bürger auf ihren Stimmzetteln abstimmen. Alex Niemczewski fasst zusammen: „Die Bürger halten die lokalen Amtsinhaber theoretisch zur Rechenschaft.“ Dennoch ist diese Rechenschaftspflicht oft schwer zu erreichen, wenn die Wähler nicht gut informiert sind.
Selbst wenn sie abstimmen, gibt es viele, die sich nicht ausreichend über die Kandidaten und deren Pläne informieren. Dies hinterlässt einen großen Raum für Verbesserungen within dem amerikanischen demokratischen Prozess.
Eine detaillierte Erklärung über die Möglichkeiten, sich über Kandidaten und deren Politiken zu informieren, findet man auf der von Niemczewski gegründeten Plattform BallotReady. Diese Plattform hat es sich zur Aufgabe gemacht, Informationen zu Sammeln und für Wähler zugänglich zu machen.
Details zur Meldung