Die kürzlichen Präsidentschaftswahlen in Rumänien haben landesweit für Aufregung gesorgt. In der Nacht nach der Wahl lag der nur wenig bekannte extremistische Kandidat Calin Georgescu an der Spitze mit 22,5 Prozent der Stimmen, während der amtierende Ministerpräsident Marcel Ciolacu mit 19,7 Prozent an zweiter Stelle folgt. Dies könnte Georgescu einen Platz in der entscheidenden Stichwahl am 8. Dezember ermöglichen, doch vorläufige Ergebnisse zeigen, dass die Kandidatin der Reformpartei USR, Elena Lasconi, 18,7 Prozent erhielt und theoretisch auf Stimmen der im Ausland lebenden Rumänen hoffen kann.
Das Wahlergebnis wird von vielen als Ausdruck des Unmuts der Bürgerinnen und Bürger betrachtet. Soziologen bezeichnen die Wahl als eine „Wutwahl“, die dem etablierten Parteiensystem, insbesondere den beiden Regierungsparteien PSD und PNL, einen klaren Ausdruck der Unzufriedenheit gibt. Die Bürger sind zunehmend von der hohen Inflation und der wachsenden Armut betroffen und fordern Veränderungen.
Ein unerwarteter Aufstieg
Calin Georgescu, der ohne parteiliche Unterstützung auftauchte, entblößte während des Wahlkampfs eine besondere Strategie, die vor allem auf sozialen Medien wie TikTok basierte. Politologen hinterfragen nun, ob dieser plötzliche Erfolg ihn als Anführer einer neuen politischen Bewegung präsentieren könnte oder ob er nur von kurzfristigen Trends profitiert.
Georgescu betonte in einer Pressekonferenz, dass das rumänische Volk „zum Bewusstsein erwacht“ sei und forderte ein Ende der Unterdrückung, welche er mit dem militärischen Konflikt in der Ukraine in Verbindung bringt. Seine radikale Rhetorik, die erkennbare antisemitische Töne beinhaltet, hat ihm den Ruf eines extremistischen Politikers eingebracht, was seine Wählerbasis jedoch nicht zu schmälern scheint. Nach Georgescu’s Erfolg kündigte der rechtsextreme Politiker George Simion an, ihn in der Stichwahl zu unterstützen.
Die Wahlbeteiligung im Ausland
Die Wahlen fanden nicht nur in Rumänien selbst statt, sondern auch für die im Ausland lebenden Rumänen. Insgesamt wurden 950 Wahllokale eingerichtet, darunter 17 in Österreich, was sowohl die Bedeutung der Auslandsgemeinschaft als auch das Engagement dieser Wähler für die Entwicklungen in ihrer Heimat unterstreicht. Die Wahllokale öffneten um 06:00 Uhr und schlossen um 20:00 Uhr MEZ.
In Rumänien ist das Staatsoberhaupt, das mittels solcher Wahlen bestimmt wird, mit umfassenden Machtbefugnissen ausgestattet, darunter die Richtlinienkompetenz für Außen- und Verteidigungspolitik. Auch die Vertretung Rumäniens innerhalb der EU und auf internationaler Ebene fällt in den Aufgabenbereich des Präsidenten.
Die bevorstehenden Entscheidungen sind entscheidend für die politische Zukunft Rumäniens und könnten weitreichende Konsequenzen für die Gesellschaft und ihre Stabilität haben. Beobachter sind gespannt, wie sich der politische Kurs des Landes mit einem potenziellen Präsidenten Georgescu verändern würde.