Rumänien steht vor einer unerwarteten politischen Wende: Im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf führt der wenig bekannte Extremist Calin Georgescu mit 22,5 Prozent der Stimmen, während der amtierende Ministerpräsident Marcel Ciolacu von der regierenden PSD mit 19,7 Prozent ins Rennen für die Stichwahl am 8. Dezember geht. Dies geschieht in einem Land, in dem die Wähler anscheinend ihren Unmut über die bestehenden politischen Strukturen kundtun, was als „Wutwahl“ beschrieben wird.
Georgescu, der kaum eine politische Basis hat und vor allem über Social Media, insbesondere TikTok, seine Wähler ansprach, hat die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Rumänische Politologen spekulieren über mögliche Einflussfaktoren, darunter eine mögliche Manipulation durch ausländische Akteure wie Russland. Georgescu äußerte nach der Wahl auf einer Facebook-Pressekonferenz, das rumänische Volk sei „zum Bewusstsein erwacht“ und wolle sich nicht länger unterdrücken lassen. Diese Äußerungen stehen im Kontext der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit, die viele Bürger erleiden.
Wer ist Calin Georgescu?
Georgescu ist ein studierter Agronom und hat eine umstrittene Vergangenheit. Zunächst wollte die rechtsextreme AUR-Partei ihn 2022 als Ehrenvorsitzenden einsetzen. Doch die Judenfeindlichkeit und die Lobeshymnen auf die Verantwortlichen des Holocausts führten schnell zu Konflikten mit der Partei und letztlich zu strafrechtlichen Ermittlungen gegen ihn. Bekannt für seine extremistisch-antijüdische Rhetorik, bezeichnet er sich selbst nicht nur als Kandidaten, sondern als „Berufenen“, was seine radikale Agenda verdeutlicht.
Bei der Wahl am Sonntag war die Stimmung der Wähler eindeutig: Die Unzufriedenheit über die aktuelle politische Lage und die hohe Inflation von fünf Prozent haben die Menschen an die Urnen getrieben. Die Wahlergebnisse zeigen nicht nur eine klare Ablehnung der traditionellen Parteien, sondern eröffnen auch den Weg für neue, unkonventionelle politische Akteure wie Georgescu, was das politische Klima in Rumänien nachhaltig verändern könnte.
Die relevanten Wahllokale öffneten ihre Türen am Sonntag um 06:00 Uhr MEZ, und bei einem Wahlprozedere, das 19.000 Wahllokale im ganzen Land umfasste, war es besonders bemerkenswert, dass 950 davon im Ausland eingerichtet wurden, darunter 17 in Österreich. Dies zeigt die Bemühungen, möglichst viele Rumänen zur Stimmabgabe zu bewegen, auch wenn die Mehrheit anscheinend nicht hinter den etablierten Parteien steht.
Jetzt bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Monaten weiterentwickelt und welche Rolle Georgescu in der rumänischen Politik über die Wahl hinaus spielen wird. Die Unsicherheit und Veränderungen, die die bevorstehende Stichwahl mit sich bringen, könnten weitreichende Konsequenzen für die Zukunft des Landes haben. Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf volksblatt.at.