Im Burgenland gibt es eine bemerkenswerte Zahl von rund 30.000 evangelischen Christen, was den höchsten Anteil aller österreichischen Bundesländer ausmacht. Diese Glaubensgemeinschaft erstreckt sich über 29 Pfarrgemeinden. Zu den historischen Wurzeln der evangelischen Kirche im Burgenland gehört die Tatsache, dass die Gemeinden bis 1918 zur ungarischen Reichshälfte gehörten. Erst 1924 wurde mit Theophil Beyer der erste Superintendent für das Burgenland ernannt.
Seit 2021 steht Robert Jonischkeit an der Spitze des Glaubens, unterstützt von Superintendentialkuratorin Christa Grabenhofer, die kürzlich in ihrem Amt bestätigt wurde. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der evangelischen Kirche in Eisenstadt erinnerte Jonischkeit an die bewegte Geschichte der Gemeinden, die mit Herausforderungen konfrontiert waren, wie der schmerzhaften Trennung von der evangelisch-lutherischen Kirche in Ungarn und den dunklen Kapiteln während der Zeit des Nationalsozialismus.
Digitalisierung der Personenstandsverzeichnisse
Eine spannende Entwicklung, die die Versammlungen erregt hat, ist die Ankündigung zur Digitalisierung der burgenländischen Personenstandsverzeichnisse. Diese Matriken, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen, beinhalten Aufzeichnungen zu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. Gert Polster, Direktor des Landesmuseums, bezeichnete diese Dokumente als „eine der größten Hinterlassenschaften der Vergangenheit, die die Kirche hat“. In naher Zukunft werden diese wertvollen historischen Daten online zugänglich gemacht, sodass interessierte Bürger tiefere Einblicke in die Geschichte der Region erhalten können.
Die Evangelische Kirche im Burgenland wird als „integraler Teil der burgenländischen Identität“ gewürdigt, was von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil betont wurde. Er versprach, das Vorhaben zu unterstützen, den Karfreitag wieder als gesetzlichen Feiertag einzuführen. Auch Thomas Steiner, der Bürgermeister von Eisenstadt, unterstrich die zentrale Rolle der Kirchen in der gesellschaftlichen Entwicklung und bezeichnete sie als „Anker“, der vielen Menschen in schwierigen Zeiten Halt gibt.
Blick in die Zukunft
Jonischkeit äußerte eine positive Prognose für die Zukunft der evangelischen Kirche im Burgenland. In seiner Sicht macht die aktive Rolle der Kirche, in der sie als seelsorgerische und diakonische Institution agiert, Hoffnung für kommende Generationen. „Dort, wo wir als Evangelische Kirche sind, haben wir nicht nur eine Zukunft, sondern da ist diese Zukunft gesegnet“, sagte er und bekräftigte den Wert der Gemeinschaft und Unterstützung für die Menschen.
Am Ende des Feierjahres wurde ein Bildband mit dem Titel „Evangelische Kirche im Burgenland. Damals und heute.“ vorgestellt, der historische und aktuelle Aufnahmen aller Kirchengebäude im Burgenland zeigt. Zudem bereitet ein Team von Historikern eine umfassende Biografie aller Pfarrer und Pfarrerinnen vor, die seit 1781 im Burgenland gewirkt haben. Dieser umfangreiche Band wird voraussichtlich im Herbst 2025 veröffentlicht.