Frau E. gehört zu einer wachsenden Gruppe von Frauen, die im Alter mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert sind. Alleinlebende Pensionistinnen sind besonders betroffen, wie eine aktuelle Analyse der Caritas zeigt. Laut dieser Studie sind 28 Prozent dieser Frauen armutsgefährdet, und sie erhalten im Durchschnitt etwa 920 Euro brutto weniger im Monat als Männer. „Das liegt daran, dass Frauen über ihren gesamten Lebenslauf benachteiligt sind. Frauen übernehmen etwa den Großteil der Care-Arbeit“, erklärt Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich.
Ein bemerkenswerter Bereich, in dem die Herausforderungen besonders deutlich werden, sind die Alleinerzieherinnen. Viele von ihnen haben Schwierigkeiten, ausreichend Geld zurückzulegen, da sie bereits heute ums Überleben kämpfen müssen. Dies zeigt sich auch in den Sozialberatungsstellen in Eisenstadt, Neusiedl, Oberwart und Güssing, wo zwei Drittel der ersten Hilfesuchenden Frauen sind, darunter viele Alleinerzieherinnen.
Der Kampf ums Überleben
Frau E. hat viele Jahre im Ausland als Lehrerin gearbeitet, jedoch nur in Teilzeit, da sie auch Kinder zu betreuen hatte. Nach einem Umzug zurück nach Österreich, um ihre kranke Mutter zu pflegen, ist es für sie schwierig geworden, ins Berufsleben zurückzufinden. „Nach ihrem Tod musste ich psychologisch betreut werden. Ich war nicht mehr in der Lage, ins Berufsleben zurückzukehren“, erzählt sie offen.
Da sie mit ihrem Einkommen äußerst sparsam umgehen muss, kauft sie ihre Lebensmittel im Sozialmarkt und Kleidung bei Humana. Mit dem Kulturpass hat sie die Möglichkeit, kostenfrei Museen und das Kino zu besuchen. Auch beim Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist sie auf Unterstützung angewiesen. Für nur 18 Euro im Monat kann sie mit dem Mobilpass die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und kostengünstige Kurse an der Volkshochschule besuchen. So hat sie beispielsweise einen Französischkurs belegt, der regulär 60 Euro gekostet hätte – eine Summe, die für sie unerschwinglich wäre.
Einsamkeit und Unterstützung
Doch wie geht Frau E. mit der Einsamkeit um, die oft mit Armut einhergeht? Viele Menschen in ähnlichen finanziellen Verhältnissen ziehen sich zurück, was die psychische Belastung enorm verstärken kann. Frau E. findet jedoch Trost in ihren Aktivitäten und in der Teilnahme an kulturellen Angeboten. „Mit all diesen Aktivitäten Umgehe ich die große Gefahr der Einsamkeit,“ sagt sie.
Dennoch spürt auch sie den Druck, sich in einem Dschungel von Unterstützungsangeboten zurechtzufinden. „Es gibt viele Hilfeleistungen, aber sie zu finden und sich darum zu kümmern, das ist oft sehr herausfordernd“, betont sie. Besonders schwierig findet sie es, notwendige Formulare auszufüllen, da sie keinen Computer besitzt und wenig Erfahrung im Umgang mit Technik hat. Dabei kommt noch hinzu, dass das Bitten von Bekannten um Hilfe oft mit Scham verbunden ist.
Unvorhergesehene Kosten, wie kaputte Elektrogeräte oder steigende Energiepreise, sowie der Druck, ständig mit dem wenig zur Verfügung stehenden Geld hauszuhalten, können schnell zu einer emotionalen Last werden. „Alle Sorgen und Anforderungen möchte ich einfach hinter mir lassen. Ich wollte mehr Energie dafür haben, für meine Freunde da zu sein, die an Krebs erkrankt sind“, fasst Frau E. ihre Gedanken zusammen.