
Der Kampf um das Überleben des Bibers in Kärnten spitzt sich zu. Laut Dolomitenstadt plant die Kärntner Landesregierung eine Anpassung der Biberverordnung, die die Tötung von bis zu 740 Bibern innerhalb der nächsten fünf Jahre ermöglichen soll. Diese Entscheidung sorgt nicht nur für Aufregung bei den Umweltschützern, sondern wirft auch grundlegende Fragen zum Artenschutz auf.
Aktuell beträgt die Biberpopulation in Kärnten etwa 1.500 Tiere. Während die Landesregierung die Maßnahme als notwendig sieht, um Schäden durch Biber zu regulieren, kritisiert der WWF die Pläne als massiven Angriff auf den Artenschutz. Die WWF-Expertin Sarah Layendecker hebt hervor, dass die erlaubte Zahl der Tötungen pro Jahr mehr als verdoppelt werden soll, ohne dass dabei Einzelfallprüfungen, die europarechtlich vorgeschrieben sind, vorgesehen sind.
Ökosystem und Biodiversität
Biber spielen eine essentielle Rolle im Ökosystem, insbesondere in Anbetracht der gegenwärtigen Klima- und Biodiversitätskrise. Wildbiologin Brigitte Komposch erklärt, dass die Biberpopulation ohne natürliche Feinde reguliert wird und dass Faktoren wie die Besetzung von Revieren die Reproduktionsrate der Tiere beeinflussen können. Das Aufrechterhalten der Population ist daher auch für die Gesundheit des Ökosystems von Bedeutung.
Zusätzlich fordern Umweltschützer die Schaffung von Uferrandstreifen, die sowohl das Klima verbessern als auch die Biodiversität fördern, während sie gleichzeitig dazu beitragen, Schadstoffe im Wasser zu verringern. Laut Dolomitenstadt berichtet ÖVP-Landesrat Martin Gruber von einer Verachtfachung der durch Biber verursachten Schadenssumme. Dies zeigt den Druck, unter dem die Landesregierung steht, um schnelle und effektive Maßnahmen zu ergreifen.
Kritik und alternative Lösungen
Der WWF fordert die Rücknahme der geplanten Verordnung und ein Umdenken im Umgang mit Bibern. In den Augen der Umweltschützer ist diese Regelung lediglich ein Teil einer breiteren Strategie, die auch massive Eingriffe in die Populationen anderer geschützter Arten wie Wolf und Fischotter umfasst. In der Vergangenheit wurden auch Conibear-Fallen zur Entnahme von Fischottern genehmigt, was gegen Tierschutzbestimmungen in Österreich verstößt.
Die Probleme, die sich aus dem Verlust der Biodiversität ergeben, sind nicht nur lokal, sondern auch global von Bedeutung. Im Rahmen der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 wird angestrebt, bis 2050 die Widerstandsfähigkeit und den angemessenen Schutz der globalen Ökosysteme wiederherzustellen. Hierzu gehört auch, dass mindestens 30 Prozent der Meeres- und Landflächen in der EU geschützt werden sollen, um der Vielfalt der Lebensräume Rechnung zu tragen, wie das EU-Parlament festgestellt hat.
Insgesamt stehen in Kärnten die Belange des Naturschutzes gegen wirtschaftliche Interessen. Die kommenden Entwicklungen im Umgang mit der Biberpopulation werden nicht nur die Zukunft dieser Tiere bestimmen, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem in der Region haben.
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