Ältere Arbeitnehmer verlangt: Unternehmen in der Pflicht!

Renate Anderl fordert Unternehmen in Österreich zur Beschäftigung älterer Menschen auf. Aktuelle Statistiken und Vorschläge zur Verbesserung.
Renate Anderl fordert Unternehmen in Österreich zur Beschäftigung älterer Menschen auf. Aktuelle Statistiken und Vorschläge zur Verbesserung. (Symbolbild/DNAT)

Ältere Arbeitnehmer verlangt: Unternehmen in der Pflicht!

Vienna, AT - Die Debatte um die Beschäftigung älterer Menschen in Österreich gewinnt zunehmend an Fahrt. Renate Anderl, Präsidentin der Arbeiterkammer, fordert Unternehmen dazu auf, eine stärkere Verantwortung zu übernehmen, wenn es um die Anstellung von Personen über 60 Jahren geht. Laut Anderl gibt es in vielen Firmen eine besorgniserregende Tendenz, ältere Arbeitnehmer zu diskriminieren. In einer Befragung unter 25 Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern gaben über 25% an, keine Personen über 60 Jahre zu beschäftigen.

Derzeit bleibt nur jeder zweite Mensch bis zum Pensionsalter im Beruf. Der Rest verlässt den Arbeitsmarkt aufgrund von Arbeitslosigkeit oder geht aus der Krankenversicherung in den Ruhestand. Angesichts der sich abzeichnenden Herausforderungen im Pensionssystem lehnt Anderl eine Debatte über ein höheres Pensionsantrittsalter ab und fordert stattdessen eine stärkere Beschäftigung für alle.

Notwendigkeit altersgerechter Arbeitsplätze

Anderl kritisiert auch, dass die bestehenden Kollektivverträge keine Anreize für ältere Mitarbeiter bieten und spricht sich dafür aus, altersgerechte Arbeitsplätze zu schaffen. Neben der Schaffung geeigneter Arbeitsbedingungen sieht sie auch die Notwendigkeit, die Weiterbildung für ältere Mitarbeiter zu intensivieren. Ein Vorschlag von Anderl ist ein Bonus/Malus-System, das Unternehmen belohnen würde, die ältere Menschen einstellen und fördern. Dieses System ist jedoch bislang nicht Teil des Regierungsprogramms.

Die Situation wird durch die aktuelle Statistik weiter verschärft. Derzeit liegt die Beschäftigungsquote der 60- bis 64-Jährigen in Österreich bei nur 22,8% für Frauen und 45,6% für Männer, wie aus einer Analyse der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer hervorgeht. Insgesamt sind rund 440.000 Personen in der Altersgruppe 60-64 nicht beschäftigt. Ziel ist es, die Beschäftigungsquote in dieser Altersgruppe bis 2030 auf etwa 50% anzuheben.

Herausforderungen im Pensionssystem

Die Diskussion um die Finanzierbarkeit des öffentlichen Pensionssystems in Österreich zeigt, dass es an verschiedenen Stellen Handlungsbedarf gibt. Vorschläge zur Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters auf bis zu 70 Jahre stoßen auf Widerstand. Historische Daten zeigen, dass das durchschnittliche Pensionsantrittsalter seit 2000 für Männer von 58,5 auf 62,4 Jahre und für Frauen von 56,8 auf 60,4 Jahre gestiegen ist.

Ein signifikantes Problem bleibt jedoch die frühzeitige Pensionierung. Die meisten älteren Arbeitnehmer gehen 2023 direkt aus dem Erwerbsleben in die Pension. Der Anteil der älteren Arbeitnehmer im erwerbsfähigen Alter, speziell der 55- bis 64-Jährigen, lag bei 57,3% in Österreich, was im Vergleich zu einem EU-Durchschnitt von 60,5% eher niedrig ist. Die Hauptgründe für die geringere Erwerbsbeteiligung älterer Menschen sind das frühe Pensionsantrittsalter und die teilweise fehlenden Anreize für längeres Arbeiten.

Zusätzliche Maßnahmen zur Förderung der älteren Arbeitskräfte sind dringend gefordert. Diese beinhalten unter anderem eine Verbesserung der Rehabilitations- und Präventionsangebote, transparente Monitoring-Ansätze zur Älterenbeschäftigung sowie eine gezielte Senkung der Lohnnebenkosten für ältere Mitarbeiter. Derzeit werden die Arbeitslosenquoten für über 50-Jährige registriert und sollen gesenkt werden, insbesondere durch die Eingliederungsbeihilfe des AMS.

Anderl warnt auch davor, dass Sparmaßnahmen den Konsum gefährden könnten und fordert neue Einnahmequellen, wie beispielsweise Erbschafts- und Vermögenssteuern, zur Bekämpfung des Budgetdefizits. Sie betont ferner die akute Notwendigkeit von Maßnahmen zur Senkung der Lebenshaltungskosten, insbesondere im Hinblick auf die steigenden Lebensmittelpreise, die einen nachhaltigen Druck auf die Gesellschaft ausüben.

Die Politik steht also vor der Herausforderung, ein Steuerungssystem zu etablieren, das die Beschäftigung Älterer fördert und gleichzeitig das Pensionssystem langfristig stabilisiert. Es ist unabdingbar, die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer ernst zu nehmen und den Unternehmen klare Anreize zu geben, ihrer Verantwortung nachzukommen und ältere Fachkräfte in den Arbeitsprozess zu integrieren.

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OrtVienna, AT
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