Abnehmspritze: Gefahr für die Psyche oder Rettung für Übergewichtige?

Abnehmspritze: Gefahr für die Psyche oder Rettung für Übergewichtige?
Kusnacht, Schweiz - Die neuartige Abnehmspritze wird als medizinischer Durchbruch gefeiert, doch sie wirft zahlreiche Bedenken auf. Wie vol.at berichtet, könnte der Einsatz dieser Spritze in unserer schnelllebigen Gesellschaft zu einem neuen Schlankheitswahn führen. Psychiater Reinhard Haller warnt vor den psychischen Risiken, die eine solche Behandlung mit sich bringen kann, wenn der gesellschaftliche Druck zur Selbstoptimierung überhandnimmt.
Die Abnehmspritze, die ursprünglich zur Behandlung von Diabetes Typ 2 zugelassen wurde, hat seit 2022 auch in der EU das Okay für starkes Übergewicht erhalten. Diese Spritze, wissenschaftlich als GLP-1-Rezeptor-Agonisten bekannt, simuliert ein Sättigungsgefühl, indem sie Hormone im Darm ersetzt und Signal an das Gehirn sendet, das den Appetit stoppt. Während viele Betroffene merklich abnehmen, was positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel hat, ist der langfristige Einsatz dieser Medikamente umstritten. Wie stern.de feststellt, müssen diese Medikamente langfristig eingenommen werden, um den Gewichtsverlust aufrechtzuerhalten, und mögliche Nebenwirkungen sind noch nicht vollständig geklärt.
Psychische Folgen und gesellschaftlicher Druck
Haller betont weiterhin, dass nicht jedes Kilo Übergewicht ein Problem darstellt und der Genuss nicht als Feind betrachtet werden sollte. Trotz dieser Argumentation stigmatisiert die Gesellschaft Übergewichtige, was dazu führt, dass viele Menschen nicht offen über ihre Erfahrungen mit der Abnehmspritze sprechen. Studien belegen, dass bis zu 30% der Patienten nach Magenband-Operationen unter schweren depressiven Verstimmungen leiden, was auf die psychischen Auswirkungen von Gewichtsverlust hinweist.
Die schwierige Beziehung zwischen Übergewicht und psychischem Wohlbefinden wird durch die Betrachtung von Essstörungen beleuchtet. Eine ernstzunehmende Essstörung wie Bulimia nervosa ist gekennzeichnet durch Essanfälle, gefolgt von kompensatorischem Verhalten und starkem Schuld- und Schamgefühl. Die Herausforderungen in der Emotionsregulation und der verzerrte Blick auf das eigene Körperbild können durch gesellschaftlichen Druck verstärkt werden, was komplexe Wechselwirkungen entstehen lässt, die in der Behandlung und Prävention dieser Störungen beachtet werden sollten, wie kusnachtpractice.ch beschreibt.
Haller warnt abschließend vor einer potenziellen Abhängigkeit von der Abnehmspritze, insbesondere bei Menschen mit bestehenden Essstörungen. Er fordert eine klare Trennung der Kostenübernahme durch Krankenkassen, um sicherzustellen, dass diese Behandlungsmethode ausschließlich für Menschen mit krankhafter Adipositas in Anspruch genommen wird und nicht als Weg zur Befriedigung gesellschaftlicher Schönheitsideale. Ein verantwortungsbewusster Umgang und ärztliche Beratung sind unerlässlich, um negative Folgen zu vermeiden und die Körpervielfalt zu akzeptieren.
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Ort | Kusnacht, Schweiz |
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