16-Jähriger Schüler in Linz steht wegen IS-Propaganda vor Gericht

Ein 16-Jähriger steht in Linz vor Gericht, weil er IS-Propaganda verbreitet und Mitschüler radikalisiert haben soll.

Ein 16-Jähriger steht in Linz vor Gericht, weil er IS-Propaganda verbreitet und Mitschüler radikalisiert haben soll.
Ein 16-Jähriger steht in Linz vor Gericht, weil er IS-Propaganda verbreitet und Mitschüler radikalisiert haben soll.

16-Jähriger Schüler in Linz steht wegen IS-Propaganda vor Gericht

In Linz, Oberösterreich, steht ein 16-jähriger Schüler wegen der Verbreitung von Propaganda des Islamischen Staates (IS) vor Gericht. Der Jugendliche wird beschuldigt, die Ideologie des Terrororganisation verherrlicht und verbreitet zu haben. Die Anklage umfasst ernsthafte Vorwürfe wie Enthauptungsfantasien, Bombendrohungen und eine besorgniserregende Radikalisierung im Klassenzimmer. Die Verhandlung findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen am Landesgericht Linz statt, wo kein Kamerateam Zutritt hat und Justizpersonal nur verpixelt gezeigt wird, berichtet exxpress.at.

Der Schüler soll gezielt über soziale Medien, insbesondere Snapchat, geworben haben, um neue Kämpfer für den „Glaubenskrieg“ zu rekrutieren. Mitschüler berichten, dass er ihnen grausame Tötungsvideos sowie Bilder von Bombenanschlägen gezeigt habe. In der Schule soll er zudem Enthauptungsszenen mit einer imaginären Machete nachgespielt und sogar behauptet haben, eine Bombe gebaut zu haben. Diese Machtdemonstrationen blieben nicht unbemerkt – Mitschüler und Lehrer wurden zu Zeugen seiner bedenklichen Aktionen. Die Staatsanwaltschaft klagt den Jugendlichen aufgrund seiner mutmaßlichen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung an, was ihn bis zu fünf Jahre Haft kosten könnte.

Radikalisierung durch soziale Medien

Die Radikalisierung von Jugendlichen durch soziale Netzwerke stellt ein wachsendes Problem dar. Auf Plattformen wie TikTok versuchen Prediger und Influencer gezielt, junge Menschen zu gewinnen. Das Hessische Bildungsministerium meldete im Jahr 2023 insgesamt 14 islamistisch motivierte Vorfälle, die oft mit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 in Verbindung stehen. Die Anstiege islamistisch motivierter Vorfälle sind auch in anderen Bundesländern zu erkennen, so deutschlandfunk.de.

Islamistische Akteure setzen digitale Kanäle aktiv für die Mitgliederwerbung ein. Diese Entwicklung wird im Verfassungsschutzbericht als „Tiktokisierung des Islamismus“ bezeichnet, da TikTok aufgrund seiner großen Nutzerbasis und algorithmischen Themengebundenheit als besonders geeignet für die Radikalisierung gilt. Die Plattform fungiert als „Brandbeschleuniger“ für Radikalisierungsprozesse. Hier beantworten salafistische TikTok-Prediger Fragen von Jugendlichen, die in ihrem Umfeld oft keine Ansprechpartner haben. Diese vielschichtigen und oft an die Popkultur angelehnten Videos appelieren gezielt an die Interessen junger Nutzer.

Beratungsstellen bieten Unterstützung für Angehörige und Lehrkräfte, um den besorgniserregenden Trend der Radikalisierung zu bekämpfen. Programme wie „Demokratie leben!“ und die Angebote von „Violence Prevention Network“ zielen darauf ab, Präventionsarbeit an Schulen zu leisten und Bildungsarbeit für Lehrkräfte anzubieten. Auch die Unterstützung durch „beRATen e.V.“ in Hannover spielt eine wichtige Rolle bei der Prävention von Radikalisierung, insbesondere im Kontext des verstärkten Einflusses islamistischer Propaganda seit dem Gaza-Krieg.

Gesellschaftliche Herausforderungen

Die Herausforderungen durch den Islamismus sind nicht nur eine Frage individueller Radikalisierung, sondern stellen auch eine gesamtgesellschaftliche Problematik dar. Der Sammelband „Islamismus als gesellschaftliche Herausforderung: Ursachen, Wirkungen, Handlungsoptionen“ beleuchtet, wie sich Extremismus an gesellschaftliche Krisen anpasst und auch Wechselwirkungen zwischen Islamismus, Rechtsextremismus und antimuslimischem Rassismus entstehen, wie in aktuellen Publikationen des bpb.de diskutiert wird.

Der „Polykrisen-Modus“, der seit 2022 andauert, hat die Anfälligkeit für extremistisches Denken verstärkt. Themen wie der Ukraine-Krieg, Migration und der Israel-Palästina-Konflikt werden ideologisch aufgeladen, was die Polarisierung in der Gesellschaft fördert. Sowohl online als auch offline zeigen sich verschobene Diskurse, was zu einer wachsenden Skepsis gegenüber demokratischen Institutionen führt und extremistischen Narrativen den Zugang zu verwundbaren Gruppen erleichtert.

Die fortwährende Auseinandersetzung mit diesen Phänomenen ist entscheidend, um zukünftige Radikalisierung zu vermeiden und die gesellschaftliche Resilienz zu stärken.