In Bordesholm, Schleswig-Holstein, schlägt die EU-Verordnung ein neues Kapitel auf. Die Landfrauen, die jahrelang beim Weihnachtsmarkt für ihre köstlichen Torten bekannt waren, dürfen in diesem Jahr aufgrund strenger Hygieneregeln nicht mehr backen. Diese Vorschrift, die unter der Verordnung Nr. 852/2004 fällt, hat die Bordesholmer Weihnachtsmarktbesucher enttäuscht, wie der Stern berichtet. Die Verordnung unterscheidet zwischen Hobbybäckern und gewerblichen Lebensmittelerzeugern und stellt damit die Landfrauen als 'Lebensmittelunternehmen' unter strenge Vorschriften, die sie nicht einhalten können, weil sie in privaten Küchen arbeiten.
Der Weihnachtsmarkt, der unter der Leitung von Ulrich Schuster steht, hat dennoch stattgefunden. Anstatt selbstgebackene Torten gab es konventionellen Kuchen von einer Bäckerei, aber die Auswahl war stark eingeschränkt. Hermann Jargstorf, die Vorsitzende der Landfrauen, äußerte sich betroffen über den verlassenen Kuchenstand und betonte, dass trotz des Entfalls der Torten der Spirit des Marktes erhalten bleibt. “Am Stand ist heute die Verordnung aber nicht mehr so das große Thema,” erklärte sie und brachte damit die Gedanken vieler auf den Punkt. Die Reaktionen auf diese Vorschrift sind umfassend, die Medien haben landesweit über das Torten-Drama berichtet, was die Diskussion um die EU-Vorschriften neu entfacht hat. Die Verordnung schränkt die ehrenamtlichen Aktivitäten ein und könnte langfristig das Ansehen europäischer Regularien schädigen, wie es KN Online darstellt.
Ein Aufruf zur Eigenverantwortung
Die Diskussion um Eigenverantwortung und den Wert lokaler Traditionen steht im Raum. Kritiker der Verordnung sehen darin einen unverhältnismäßigen Eingriff in das dörfliche Leben, der weitreichende Folgen für das Zusammengehörigkeitsgefühl hat. Einige argumentieren, dass Menschen in ländlichen Gemeinden – die etwa 47 Millionen Menschen in Deutschland ausmachen – gut in der Lage sind, selbst Entscheidungen über Lebensmittelqualität zu treffen. “Salmonellen gab es in meinem Dorf in 18 Jahren exakt einmal,” wurde in der Debatte angeführt, was die Außenstehenden an der Notwendigkeit solcher Regeln zweifeln lässt. Die Landfrauen zeigen sich gelassen in ihrer Enttäuschung und setzen auf eine Rückkehr zum Tortenverkauf im kommenden Jahr.
Insgesamt hat die Situation die Diskussion rund um EU-Regelungen angestoßen und demonstriert auf eindrückliche Weise, wie schwerfällig und oft unpraktisch solche Vorschriften in der echten Welt sein können. Vielleicht wird dies ein Anstoß für eine Überprüfung der Bestimmungen. Eines ist sicher: Die Liebe zu selbstgebackenen Torten wird in Bordesholm lebendig bleiben, auch wenn die aktuellen Regularien es schwer machen.
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