Isabel dos Santos steht im Fadenkreuz internationaler Ermittlungen und Sanktionen.
Isabel dos Santos, einst als Afrikas erste Milliardärin gefeiert, wird heute als "berüchtigte Kleptokratin" bezeichnet. Die britische Regierung hat sie ins Visier genommen und Sanktionen verhängt, die sie als Teil eines "politisch motivierten" Angriffs der angolanischen Regierung gegen sich und ihre Familie abtut. Die Tochter des ehemaligen angolanischen Präsidenten, José Eduardo dos Santos, hat sich vehement gegen die Vorwürfe gewehrt und behauptet, dass sie in keinem Land für Korruption verurteilt wurde.
Die britische Außenministerin David Lammy hat erklärt, dass die Sanktionen Teil eines umfassenden Plans sind, um "schmutziges Geld" zu bekämpfen. Die Vorwürfe gegen dos Santos sind gravierend: Sie soll in ihrer Zeit als Vorsitzende der staatlichen Ölgesellschaft Sonangol mindestens 350 Millionen Pfund (442 Millionen Dollar) veruntreut haben, was Angola um dringend benötigte Ressourcen gebracht hat.
Die umstrittene Karriere einer Milliardärin
Isabel dos Santos, geboren 1973 in Baku, Aserbaidschan, ist die Tochter des ehemaligen Präsidenten Angolas, der von 1979 bis 2017 an der Macht war. Während ihrer Schulzeit in Großbritannien, inmitten eines blutigen Bürgerkriegs in Angola, erwarb sie einen Abschluss in Elektrotechnik am King’s College London und baute ein beeindruckendes Geschäftsimperium auf. 2013 wurde sie von Forbes zur ersten weiblichen Milliardärin Afrikas gekürt und übernahm 2016 den Vorsitz von Sonangol, wurde jedoch 2017 entlassen.
Die Luanda Leaks, die 2020 veröffentlicht wurden, enthüllten, wie dos Santos' Vermögen durch die Abzweigung öffentlicher Gelder in Offshore-Konten aufgebaut wurde. Diese Dokumente, die rund 700.000 Seiten umfassen, zeigen ein weitreichendes Netzwerk von 400 Unternehmen, in denen sie Anteile hält oder hielt. Zu den bedeutendsten gehören:
- Vidatel, eine Holdinggesellschaft mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln
- 25 Prozent Anteile an Unitel, Angolas führendem Mobilfunkanbieter
- Große Anteile an ZAP, einem Satelliten-TV-Anbieter in Angola und Portugal
- Umfangreiche Beteiligungen an Unternehmen in den Bereichen Telekommunikation, Banken, Energie und Bauwesen
Die Vorwürfe gegen sie sind nicht nur in Angola präsent. Auch in Portugal, den USA und den Niederlanden wird gegen sie ermittelt. In den USA wurde sie 2021 mit Antikorruptionsgesetzen sanktioniert und der Eintritt in das Land untersagt. In Portugal wurden ihre Vermögenswerte im Zusammenhang mit den Luanda Leaks eingefroren, was die Gesamtsumme ihrer eingefrorenen Vermögenswerte auf über 1,5 Milliarden Dollar erhöht.
Der aktuelle Stand und die Folgen der Sanktionen
Der Druck auf dos Santos wächst. Sie lebt derzeit in Dubai, wo sie aktiv in sozialen Medien über ihr Leben berichtet. Doch die internationalen Ermittlungen und die von Interpol 2022 gegen sie erlassene rote Notiz schränken ihre Bewegungsfreiheit erheblich ein. Die britischen Sanktionen beinhalten ein Reiseverbot und das Einfrieren ihrer Vermögenswerte im Vereinigten Königreich. Diese Maßnahmen sind Teil eines größeren Kampfes gegen Korruption und Missbrauch öffentlicher Mittel.
Die angolanischen Behörden haben ihre Vermögenswerte seit Ende 2019 eingefroren und sie als formelle Verdächtige benannt. Im Jahr 2022 ordnete das Oberste Gericht die "präventive" Beschlagnahme von Vermögenswerten im Wert von etwa 1 Milliarde Dollar an, da es Beweise für mutmaßliche Veruntreuung und Geldwäsche gab. Die Vorwürfe sind schwerwiegend: Dos Santos wird beschuldigt, während ihrer Zeit bei Sonangol 219 Millionen Dollar veruntreut zu haben.
Die Sanktionen haben bereits Auswirkungen gezeigt. Experten berichten von einer Rückführung von Geldern in Angola und einer verringerten Dreistigkeit der Elite bei der Bereicherung auf Kosten des Staates. Die Enthüllungen der Luanda Leaks haben zudem die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Machenschaften der dos Santos-Familie gelenkt und die Ermittlungen in mehreren Ländern intensiviert.
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