
ATV hat die Doku-Soap "Das Geschäft mit der Liebe" vorläufig pausiert, nachdem scharfe Kritik an der Sendung geübt wurde. Die Ausstrahlung der nächsten Folge, die ursprünglich für den kommenden Mittwoch geplant war, wurde ausgesetzt. Diese Dokumentation beleuchtet das Leben österreichischer und deutscher Männer, die auf der Suche nach Partnerinnen in Osteuropa sind, speziell in Ländern wie der Slowakei, Polen, Rumänien, Russland, Thailand oder den Philippinen. Protagonisten der Reihe sind größtenteils Männer mittleren und höheren Alters, die häufig Heiratsvermittlungen oder Partneragenturen in Anspruch nehmen.
Die Sendung sieht sich massiver Kritik gegenüber, unter anderem von Medienminister Andreas Babler (SPÖ) sowie von Florian Klenk, dem Chefredakteur des "Falter". Diese Stimmen beschreiben die Inhalte der Sendung als "sexistisch, rassistisch und frauenverachtend". Sie prangern insbesondere die Normalisierung von Gewalt, Übergriffen und die Behandlung von Frauen als Waren an. Babler hat klar festgestellt, dass das Zurschaustellen sexueller Ausbeutung inakzeptabel sei, und kündigte an, die Geschäftsführung von ATV auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Auch Klenk bezeichnete die Sendung als Verharmlosung von Rape-Culture und Frauenhandel.
Kritik und Reaktion
In den sozialen Medien wird ebenfalls eine lebhafte Diskussion über die Verherrlichung sexueller Gewalt in der Sendung geführt. Die Frauenvorsitzenden von SPÖ, ÖVP, NEOS und den Grünen haben sich ebenfalls klar positioniert und die Inhalte als schädlich und frauenverachtend kritisiert. In der Konsequenz hat ATV die am heftigsten kritisierte Folge zurückgezogen und plant eine umfassende interne Qualitätskontrolle für die gesamte Serie.
ATV hat sich in einer Stellungnahme von sexistischen und rassistischen Inhalten sowie jeglicher Form von Gewalt und Frauenfeindlichkeit distanziert. Die Senderleitung hat betont, dass solche Inhalte nicht toleriert werden und dass die aktuellen Vorfälle ernst genommen werden. Auch sind die letzten Clips der umstrittenen Folge offline genommen worden.
Historischer Kontext
Die Debatte rund um "Das Geschäft mit der Liebe" ist Teil eines größeren Problems, das die Medienlandschaft betrifft. Historisch betrachtet hat die Neue Frauenbewegung in den 1970er-Jahren bereits auf stereotype Darstellungen von Frauen in den Medien hingewiesen, eine Thematik, die in der Geschlechterforschung intensiv untersucht wird. In einer grundlegenden Studie von 1975 wurde festgestellt, dass Frauen im deutschen Fernsehen stark unterrepräsentiert sind und meist in stereotypen Rollen auftreten. Diese Stereotypisierung ist bis heute ein Problem, das viele Bereiche, wie die Medienberichterstattung und die Darstellung von Geschlechterverhältnissen, betrifft.
Der Einfluss von Geschlechterbildern und die Art und Weise, wie Frauen in den Medien dargestellt werden, hat weitreichende soziale Implikationen. Studien zeigen, dass Frauen, die "Soap Operas" sehen, oft aktiv mit den Inhalten umgehen, was darauf hindeutet, dass die Rezeption von Medieninhalten nicht passiv ist. Dennoch bleibt die Dominanz männlicher Perspektiven in vielen Medienformen eine Herausforderung, die zur Etablierung von Gleichheit im Journalismus und darüber hinaus beiträgt.
Insgesamt zeigt dieser Fall, wie wichtig es ist, Medieninhalte kritisch zu hinterfragen und deren Einfluss auf die gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse zu analysieren. Die Reaktionen auf "Das Geschäft mit der Liebe" stehen im Kontext einer wachsenden Sensibilität gegenüber den Auswirkungen von Medien auf unsere Wahrnehmungen und die Behandlung von Geschlechterfragen.
Für weitere Informationen wird auf die Berichterstattung von VOL.AT, Die Presse und bpb.de verwiesen.
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