Im Rhein-Sieg-Kreis scheint der Tourismus nach einer schwierigen Phase wieder in die Gänge zu kommen. Laut Regina Rosenstock, der Wirtschaftsförderin des Kreises, erzielte die Region im ersten Halbjahr 2024 mit 293.263 Gästeankünften beinahe wieder das Niveau vor der Pandemie. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum im Jahr 2023 waren es 283.360 und 2019 sogar 302.137.
Die Übernachtungszahlen zeigen ebenfalls eine positive Tendenz: Insgesamt wurden 616.357 Übernachtungen gezählt, was nur geringfügig unter dem Vorjahreswert von 612.523 und dem Wert von 633.808 in 2019 liegt. Die Gäste bleiben im Schnitt etwa zwei Nächte und genießen die vielfältigen Angebote der Region.
Rückgang der Beherbergungsmöglichkeiten
Trotz der erfreulichen Gästezahlen gibt es jedoch besorgniserregende Trends im Übernachtungssektor. Über die letzten zehn Jahre ist die Anzahl der Hotels und anderen Unterkünfte im Rhein-Sieg-Kreis stark rückläufig. Von 175 im Jahr 2014 sind mittlerweile nur noch 124 übrig, was einem Rückgang von 29,14 Prozent entspricht. Somit hat sich auch die Zahl der verfügbaren Betten von 10.196 auf derzeit 8.902 verringert, was etwa 12,7 Prozent weniger Geduldete für Besucher bedeutet.
Insgesamt ist die Gesamtanzahl der Übernachtungen im Zehnjahresvergleich gesunken. Hatte die Region im Jahr 2013 noch 1.345.229 Übernachtungen verzeichnet, so waren es 2023 noch 1.289.148, ein Rückgang von 4,17 Prozent. Aber nicht alles ist schlecht: Die Städte Siegburg, Troisdorf und Rheinbach können sogar einen positiven Saldo bei den verfügbaren Betten vorweisen.
Zuwachs ausländischer Gäste
Eine positive Entwicklung ist die wachsende Anzahl ausländischer Gäste, die gut zwölf Prozent der gesamten Besucher ausmachen. Die meisten internationalen Reisenden stammen aus den Niederlanden, Belgien und Polen. „Wir freuen uns, dass der Anteil der ausländischen Gäste zunimmt“, äußerte Rosenstock optimistisch. Der Rhein-Sieg-Kreis punktet vor allem mit seinen Möglichkeiten für Aktivurlauber; Wandern und Radfahren stehen hoch im Kurs, dabei ist der Drachenfels im Siebengebirge eine unangefochtene Top-Destination.
Trotz der positiven Aspekte stehen Fachleute der Branche vor Herausforderungen. Im touristischen Leitbild des Rhein-Sieg-Kreises wurden Mängel bei der Qualität von Gastronomie und Beherbergung festgestellt. Eine hohe Anzahl an Kleinbetrieben und nicht gewerblichen Betten prägt den Übernachtungssektor. Bernd Kranz, Chef des gleichnamigen Parkhotels in Siegburg, forderte mehr „touristische Professionalität“ und bessere Marketingmöglichkeiten, um die Region attraktiver zu gestalten.
Die Verantwortlichen des Kreishauses betonten ebenfalls die Notwendigkeit, Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten entlang der Wander- und Radstrecken zu schaffen. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Attraktivität der Angebote im Rhein-Sieg-Kreis weiter zu erhöhen.
Insgesamt ist der Rhein-Sieg-Kreis auf einem Weg der Erholung im Tourismus, jedoch ist er gefordert, sich den Herausforderungen der Branche zu stellen. Viele Hoffnungen ruhen auf den kommenden Monaten und der Möglichkeit, weiterhin neue Besucher aus nah und fern in der schönen Region willkommen zu heißen. Weitere Informationen zu den Entwicklungen im Tourismus können hier nachgelesen werden.