In der Lutherstadt Wittenberg wird derzeit die Planung einer Familientagesklinik für psychisch erkrankte Menschen vorangetrieben, die bis 2026 in Betrieb genommen werden soll. Diese Einrichtung, die für acht Familien gleichzeitig Platz bieten wird, stellt einen wichtigen Schritt in der Verbesserung der psychischen Gesundheitsversorgung in Sachsen-Anhalt dar.
Der Neubau der Klinik wird mit Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt realisiert, das dafür 3,6 Millionen Euro bereitstellt. Der Bescheid für die Fördermittel wurde kürzlich übergeben, zeitlich passend zum "Welttag der seelischen Gesundheit". Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) führte aus, dass psychische und psychiatrische Erkrankungen vielfach immer noch ein Tabuthema seien, und betonte die Notwendigkeit, besondere Schutzmaßnahmen für behandlungsbedürftige Kinder und deren Familien zu schaffen.
Versorgungslücke in der Region soll geschlossen werden
Mit dem Neubau wird angestrebt, die vorhandene Versorgungslücke in der Region Wittenberg zu schließen. Laut Angaben der Bosse Klinik sollen dort psychiatrische Behandlungen in einem geschützten Rahmen erfolgen, was für betroffene Eltern und Kinder eine essenzielle Unterstützung bieten könnte. Der Bedarf an solchen Einrichtungen ist evident, da in Wittenberg bisher ähnliche Angebote fehlen.
Eine Studie der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) zeigt, dass im Jahr 2022 in Sachsen-Anhalt 244.000 Menschen ab dem zehnten Lebensjahr an Depressionen litten. Dies entspricht etwa 12,2 Prozent der Bevölkerung in der Region, während der bundesweite Durchschnitt bei 12,5 Prozent liegt. Diese erschreckenden Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit, neue Behandlungsmöglichkeiten für psychisch kranke Patienten zu schaffen.
Tagesklinik auch in Gardelegen
Ein weiterer wichtiger Schritt in der psychischen Versorgung ist die bereits im August 2024 eröffnete Tagesklinik in Gardelegen. Diese Einrichtung wurde aus der ehemaligen Kinderklinik umgebaut und saniert, um Platz für 20 erwachsene Patienten zu schaffen, die unter Depressionen oder Angststörungen leiden. Dies ist Teil eines größeren Angebots, das bereits in anderen Städten wie Salzwedel, Seehausen und Stendal zu finden ist.
Ein weiterer Anstieg psychischer Erkrankungen wurde in den letzten Jahren, insbesondere während der Corona-Pandemie, beobachtet. Der Forschungsbereich der AOK hat die Daten von etwa 21 Millionen Kassenmitgliedern ausgewertet und festgestellt, dass vor allem unter jungen Menschen zwischen 10 und 24 Jahren sowie bei älteren Menschen über 65 Jahren eine deutliche Zunahme von psychischen Erkrankungen zu verzeichnen ist.
Diese Entwicklung sorgt für ein wachsendes Bewusstsein in der Gesellschaft für die Notwendigkeit, psychische Gesundheit ernst zu nehmen und die dafür notwendigen Ressourcen bereitzustellen. Der "Welttag der seelischen Gesundheit", von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen, zielt darauf ab, das Thema psychische Gesundheit in den Fokus zu rücken und das öffentliche Bewusstsein dafür zu schärfen.
Die Maßnahmen in Sachsen-Anhalt sind ein Beispiel dafür, wie staatliche Unterstützung und gesellschaftliche Sensibilisierung Hand in Hand gehen sollten, um die notwendige Infrastruktur für die Hilfe von psychisch erkrankten Menschen und ihren Familien zu schaffen. Die Entwicklungen in Wittenberg und Gardelegen zeigen, dass die Politik auf den steigenden Bedarf reagiert und an der Verbesserung der Versorgungssituation arbeitet.
Für weitere Informationen zu diesem Thema und den Entwicklungen der psychischen Gesundheitsversorgung in Sachsen-Anhalt, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.tagesschau.de.
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