Rund 300 Menschen versammelten sich in Nordhorn, um sich über das bedrückende Thema Einsamkeit zu informieren. Dr. Julian Packheiser von der Ruhr Universität Bochum und die Psychotherapeutin Kathrin Hildebrand beleuchteten die drängenden Fragen und Herausforderungen, die mit diesem Gefühl verbunden sind. Packheiser verglich Einsamkeit mit Hunger und betonte die fundamentale Bedeutung sozialer Kontakte für unsere Gesundheit. Er unterschied zwischen emotionaler Einsamkeit, die durch das Fehlen vertrauensvoller Beziehungen gekennzeichnet ist, und sozialer Einsamkeit, die aus einem Mangel an Freundschaften resultiert.
Die Vorträge zeigten auf, dass Armut, Arbeitslosigkeit und soziale Isolation als Hauptursachen für Einsamkeit gelten. Packheiser warnte, dass die Folgen weitreichend sind: Von gesundheitlichen Problemen wie Stress und geschwächtem Immunsystem bis hin zu radikaleren politischen Ansichten und einem verstärkten Glauben an Verschwörungstheorien. Hildebrand ergänzte, dass Einsamkeit vor allem jüngere Erwachsene und Menschen über 80 betrifft. Ihre klare Unterscheidung zwischen Alleinsein und Einsamkeit machte deutlich, dass das äußere Erscheinungsbild nicht immer die innere Verfassung widerspiegelt.
Projekte gegen Einsamkeit
Um der Einsamkeit aktiv entgegenzuwirken, wurden drei bemerkenswerte Projekte vorgestellt. Renate Bremer präsentierte „MOKU – Mobile Kulturbegleitung“, das Menschen zu kulturellen Veranstaltungen begleitet, um ihnen Gesellschaft zu bieten. Andrea Lehmann stellte das Pilotprojekt „Alter Falter“ vor, das ältere und jüngere Menschen in Münster zusammenbringt, um Einsamkeit zu überwinden. Silke Oppenhausen von der Arbeiterwohlfahrt berichtete über das Projekt „Mittendrin älter werden“, das Senioren in Hannover unterstützt, aktiv am Leben teilzunehmen.
Die Veranstaltung beinhaltete auch eine Talkrunde mit verschiedenen Akteuren der Grafschaft, die das Engagement und die Vernetzung der Hilfsangebote verdeutlichte. Landrat Uwe Fietzek und der niedersächsische Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi begrüßten die Anwesenden und unterstrichen die Wichtigkeit des Themas. Die Veranstaltung endete mit der ermutigenden Botschaft, dass sowohl große Projekte als auch kleine Gesten im Alltag einen Unterschied machen können – manchmal reicht schon ein Lächeln.