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In seinem neuen Roman "Die letzten Tage" thematisiert Martin Prinz die dunklen Kapitel eines österreichischen Volksgerichtshofprozesses zwischen 1945 und 1948. Der Autor, der sich intensiv mit den Schrecken der letzten Kriegstage beschäftigte, bringt die Protokolle und Zeugenaussagen zu Gehör. Bereits 2014 erhielt Prinz den Auftrag, über die brutalen Exekutionen durch das NS-Regime in der Endphase des Kriegs zu recherchieren, als der Vormarsch der Roten Armee das Land erreicht hatte. Diese Notwendigkeit zur Auseinandersetzung traf ihn am stärksten, als er auf die "Sprache der Verantwortungslosigkeit" stieß, die nicht nur vergangene Verbrechen, sondern auch gegenwärtige gesellschaftliche Phänomene reflektiert. Wie die Kleine Zeitung berichtet, zog er Parallelen zwischen der damaligen und heutigen Rhetorik von Politikern wie Herbert Kickl und den Tätern der Vergangenheit, was bei Prinz eine erschreckende Erkenntnis über die Kontinuität manipulativer Sprachmuster auslöste.
Martin Prinz läutet unmissverständlich die Rolle der Literatur in unserer Zeit ein: Sie soll kritisch hinterfragen und differenzieren. Seine Auseinandersetzung mit den Protokollen war nicht nur eine literarische Reise, sondern führte ihn persönlich in die Abgründe der menschlichen Natur, teilt er mit. Die Verfolgung der recherchierten Vorfälle hinterließ tiefe Spuren. Sie zeigs, dass hinter Verbrechen oft nicht nur Rache oder Ideologie stehen, sondern auch ein erschreckendes Zufallsprinzip. Dies wird besonders eindrücklich beschrieben, während er über das Schicksal von Elisabeth, der Enkelin Sissis, reflektiert. In LovelyBooks wird die komplexe Beziehung zwischen Elisabeths traumatisierenden Erfahrungen und ihrer späteren Wandlung zur Sozialistin beschrieben, die zeigt, wie tiefgreifend die historischen Umstände das individuelle Leben prägen können.
Zusammengefasst zeigt Prinz, dass Literatur nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch zur kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Gegenwart dienen sollte. Sein Werk regt dazu an, die Verbindungen zwischen Geschichte und aktueller Gesellschaft genauer zu betrachten. Dies ist besonders relevant in einer Zeit, in der einfache Lösungen für komplexe Probleme häufig propagiert werden, was den Wert einer differenzierten Betrachtung unterstreicht.
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