Die Woke-Bewegung, einst die Avantgarde sozialer Gerechtigkeit, ist am Ende ihres Zyklus angelangt. Vor allem in den letzten Jahrzehnten hat sie einen Tsunami von Veränderungen über die westliche Welt hinweggejagt und dabei nicht nur staunenswerte Umbrüche, sondern auch immense Schäden verursacht. Politisch, wirtschaftlich und kulturell wurde viel investiert, doch jetzt beginnt das große Aufräumen. Laut der NZZ breitet sich in den USA und Europa die Einsicht aus, dass die Ideologie mehr beschädigt hat, als sie zu verbessern vermochte.
Die Ursprünge des Begriffs "Woke" sind nebulös, möglicherweise inspiriert von einem Soul-Hit der US-amerikanischen Sängerin Erykah Badu. Doch das, was akademisch mit der Gender-Theorie von Judith Butler und Kimberlé Crenshaw begann, entfesselte eine Welle, die in Bewegungen wie "Black Lives Matter" mündete. Blickt man ins Jahr 2024, offenbaren sich weltweit politische Verschiebungen, die wenig übrig lassen von der einst kraftvollen Moralischen Welle. Ein kritisches Momentum wird entscheidend, und wo es nicht nach und nach versandet, wird es aktiv zurückgedrängt.
Abwendung von der Ideologie
Es sind nicht nur die gewählten Volksvertreter, sondern auch große Wirtschaftsakteure wie Toyota, die ihre Unterstützung für Woke-ausgerichtete Unternehmenspraktiken zurückziehen. Ganze Programme für Vielfalt, Gleichheit und Inklusion werden eingestampft. Bei einigen dieser Schritte könnte einem mulmig werden, denn besonders in den USA ist die Trump-Administration nicht bekannt dafür, moderat aufzutreten.
Ein besonders öffentlicher Schaden manifestierte sich wirtschaftlich: Zahlreiche Unternehmen, von Gillette bis Disney, erlitten finanzielle Einbußen. Die öffentlichkeitswirksame Kampagne von Anheuser Busch mit einem Transgender-Star endete für die Marke Bud Light in einem massiven Absatzverlust.
Kultureller Kollateralschaden
Es ist nicht zu übersehen: Auch Kulturgüter gerieten ins Visier der Wokeness. Als ob man in einer Diktatur lebe, wurden Werke wie "Herr der Fliegen" zensiert, weil sie nicht mehr ins Zeitbild passten. Ein besonders heikles Beispiel ist Joanne K. Rowling, deren Werke plötzlich in der Kritik stehen, nicht traktatgemäß transfreundlich genug zu sein.
Dabei sind die dunklen Wolken über der politischen Landschaft kaum abgezogen. "Menschenrechte sind Menschenrechte" – ein Slogan, der vermeintlich Einfachheit für Trans-Rechte hervorheben sollte, sorgt für Diskussionen. Denn er lässt vergessen, dass menschliche Schutzrechte, wie sie in Artikel 2 niedergelegt sind, für alle gelten sollten – unabhängig von Geschlecht oder Geschlechtsidentität.
Tragödien in der Luftfahrt
Auch in der Luftfahrtgeschichte zeigt sich dieser dramatische Zusammenhang von ideologischen Spiralen und realem Schaden. Boeing, der gigantische Flugzeugbauer, erklärte sich bereit, sich wegen Verabredung zum Betrug im Zusammenhang mit den Abstürzen der 737-MAX-Maschinen in den Jahren 2018 und 2019 schuldig zu bekennen. Diese Katastrophen, bei denen 346 Menschen starben, erinnern die Welt daran, wie weitreichend Versagen sein kann, wie es die Tagesschau berichtet.
Warum dieser ideologische Aufruhr endete, mag auch in den Wurzeln der Woke-Bewegung liegen, die zwar aus einer guten Absicht heraus entstanden ist, sich jedoch radikalisierte und in unliebsamen Exzessen verlor. Aus dem Impuls, Schwache zu stützen, wurde die Idee, Starke zu behindern. Doch mit der Rückbesinnung auf Rationalität und zentrale gesellschaftliche Werte blickt die Welt nun hoffnungsvoll in Richtung einer neuen Balance.