In einer dramatischen Wende im seit über 13 Jahren andauernden syrischen Bürgerkrieg hat die islamistische Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS), unter der Führung von Abu Mohammed al-Jolani, in der letzten Woche massive Fortschritte erzielt. Die Offensive begann mit Angriffen auf Regierungstruppen von Präsident Bashar al-Assad, wobei die Rebellen bis Samstag die Kontrolle über Aleppo, die zweitgrößte Stadt Syriens, erlangten und weiter in Richtung Hama vorrückten. Wassim Nasr, ein Experte für jihadistische Gruppen, erklärte, dass HTS ihre bestausgerüsteten Einheiten und fortschrittliche Drohnentechnologie einsetzte, um Territorien zurückzuerobern, die zuvor an schiitische Milizen verloren gingen, die mit dem Iran verbündet sind. Diese schnellen militärischen Erfolge könnten das Überleben des Assad-Regimes grundlegend gefährden, da die ausländischen Unterstützer Moskaus und Teherans derzeit geschwächt sind durch den Krieg in der Ukraine und die Konfrontationen mit Israel, wie der nationale Sicherheitsexperte Jennifer Cafarella betont.
Al-Jolanis Wandel und seine Ambitionen
Abu Mohammed al-Jolani, der in den USA als Terrorist eingestuft wird, hat sich in den letzten Jahren nicht nur militärisch, sondern auch politisch neu positioniert. Frühere Verbindungen zu Al-Qaida und dem Islamischen Staat wurde ergrad von seiner Gruppe abgebrochen, woraufhin HTS versuchte, sich als lokale alternative Regierung im Nordwesten Syriens zu etablieren. Analysten beschreiben ihn als pragmatischen Führer, der nicht mehr das globale Jihad-Konzept verfolgt, sondern eine syrische Identität und Regierungsform anstrebt, was ihn für internationale Akteure als einen "Sicherheitsgaranten" erscheinen lässt. Al-Jolani plant, ein auf Institutionen basierendes Regierungssystem zu schaffen, das nicht auf individueller Herrschaft basiert, so seine Aussagen gegenüber CNN.
Doch trotz dieses Wandels ist die Gewalt nicht verschwunden. HTS bleibt unter Beobachtung, da ihr autoritäres Regime und die Berichte über Folter sowie die Vertreibung von Minderheiten die Gruppe weiterhin einen schlechten Ruf verleihen. Dennoch mobilisierte al-Jolani während der Offensive viele Menschen, die zuvor gegen ihn protestiert hatten. “Nun ist die Zeit für den Kampf”, berichten Bewohner von Idlib, was auf ein plötzliches Umdenken in der Bevölkerung hinweist. Der syrische Bürgerkrieg, der seit 2011 anhält und Hunderttausende das Leben gekostet hat, erreicht durch die aktuellen Entwicklungen einen neuen Höhepunkt, der möglicherweise weitreichende Konsequenzen für die Region haben könnte, wie die Berichterstattung von Wiener Zeitung und Rolling Stone verdeutlicht.
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