In einem dramatischen Schlagabtausch zwischen den Staatsoberhäuptern hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den ungarischen Premierminister Viktor Orbán scharf kritisiert. Der Grund? Orbán wagte es, mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über den Ukraine-Krieg zu telefonieren – und das in einer Zeit, in der die Ukraine dringend Einheit von ihren Verbündeten fordert!
Orbán, der während des gesamten Krieges engere Beziehungen zu Putin gepflegt hat als viele andere europäische Länder, gab auf X bekannt, dass das Gespräch am Mittwoch eine Stunde dauerte. Er bezeichnete die gegenwärtige Situation als „die gefährlichsten Wochen“ des Konflikts. Doch Selenskyj ließ nicht lange auf sich warten und konterte: „Niemand sollte sein persönliches Image auf Kosten der Einheit stärken.“
Ein gefährliches Spiel
Selenskyj warf Orbán auch vor, dass er sich nicht mit dem syrischen Diktator Baschar al-Assad in Moskau beraten sollte, um sich dessen stundenlange Vorträge anzuhören. Diese Bemerkung zielte auf die politische Asylgewährung Russlands an Assad ab und verdeutlicht die Besorgnis über Orbáns diplomatische Manöver.
Die ukrainische Regierung hat immer wieder betont, dass Gespräche über den Krieg nicht ohne die Ukraine stattfinden können. „Es kann keine Diskussionen über den Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt, ohne die Ukraine geben“, erklärte Selenskyj am Mittwoch. Die Warnungen aus Kiew sind klar: Ein Waffenstillstand würde Moskau in die Karten spielen, da Russland etwa 20 Prozent des ukrainischen Territoriums kontrolliert.
Orbáns Antwort und die Kontroversen
Orbán reagierte auf Selenskyjs Vorwürfe und behauptete, Ungarn habe einen „Weihnachts-Waffenstillstand“ und einen Gefangenenaustausch vorgeschlagen, die der ukrainische Präsident jedoch „klar abgelehnt“ habe. Details zu diesem Vorschlag blieben jedoch vage – wann und wie Orbán diesen Frieden anbot, bleibt unklar.
„Am Ende der ungarischen EU-Präsidentschaft haben wir neue Friedensbemühungen unternommen. Es ist traurig, dass Präsident Selenskyj dies heute klar abgelehnt hat“, twitterte Orbán. Doch die Ukraine wies diese Behauptungen zurück. Dmytro Lytvyn, ein Berater des Präsidenten, erklärte: „Wie immer hat die ungarische Seite nichts mit uns besprochen. Wie immer hat die ungarische Seite uns nicht über ihre Kontakte mit Moskau informiert.“
Die Spannungen zwischen Kiew und Budapest sind ein weiteres Kapitel in einem bereits komplexen geopolitischen Drama. Orbán hat sich seit dem Beginn der russischen Offensive im Februar 2022 geweigert, militärische Hilfe an die Ukraine zu leisten, und hat stattdessen wiederholt Frieden verhandelt – sehr zum Unmut seiner EU-Kollegen.