
CNN berichtete über die Dringlichkeit von Sicherheitsgarantien, ein Thema, das der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem aufsehenerregenden Streit mit dem US-Präsidenten Donald Trump und Vizepräsident JD Vance im Weißen Haus immer wieder betonte. In der aktuellen geopolitischen Lage stellt sich die zentrale Frage: Wie kann die Ukraine sicherstellen, dass Russlands Präsident Wladimir Putin einem möglichen Waffenstillstandsabkommen treu bleibt und nicht in ein oder zwei Jahren die Kämpfe wieder aufnimmt? Wie kann das Land vor den unermüdlichen Ambitionen seines mächtigeren Nachbarn geschützt werden?
Trumps Perspektive auf Sicherheitsgarantien
Trump hat Selenskyjs Anliegen um Sicherheitsgarantien offen belächelt. „Sicherheit ist so einfach, das macht etwa 2 % des Problems aus“, äußerte er während eines Streits im Oval Office. Seine Antworten zum übergeordneten Thema der ukrainischen Sicherheit blieben vage, abgesehen von seiner Behauptung, die Europäer könnten das selbst regeln, und dass es keiner US-Unterstützung bedarf.
„Es sollte nicht so schwer sein, einen Deal zu machen“, behauptete Trump am Montag, nur wenige Stunden vor der Ankündigung eines Stopps bei den US-Waffenlieferungen an die Ukraine. Er deutete auch an, dass die Präsenz amerikanischer Firmen, die Seltenen Erden und andere Mineralien in der Ukraine ausbeuten, ausreichen würde, um Russland in Schach zu halten. „Ich glaube nicht, dass sich jemand zu schaffen macht, wenn wir dort mit vielen Arbeitern sind“, sagte er.
Reaktionen deutscher und europäischer Politiker
Der US-Außenminister Marco Rubio könnte eine realistischere Sichtweise vertreten. In einem Interview mit Fox News letzte Woche erklärte er, dass „die Ukraine wirklich einen Abschreckungsmechanismus braucht … um es teuer zu machen, wenn jemand versucht, sie in der Zukunft anzugreifen“. Er fügte hinzu, dass dies nicht nur mit den USA geschehen müsse; auch die Europäer könnten partizipieren.
Andere US-Beamte haben jedoch erklärt, dass die USA nicht Teil dieses Abschreckungsmechanismus sein werden. Verteidigungsminister Pete Hegseth betonte, dass europäische Truppen in der Ukraine keinen Schutz im Rahmen des NATO-Prinzips der kollektiven Sicherheit genießen würden. Der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz hat verdeutlicht, dass die Frage der Sicherheitsgarantien „ganz klar in der Verantwortung der Europäer liegt“.
Der Weg zu einer europäischen Lösung
Am Sonntag trafen sich europäische Führer in London, um Lösungen für die Ukraine sowie längerfristige Antworten für das Zerbrechen transatlantischer Beziehungen zu suchen. „Dies ist ein einmaliges Ereignis für die Sicherheit Europas“, erklärte der britische Premierminister Keir Starmer und forderte eine „Koalition der Willigen“. Wolfgang Ischinger, ein ehemaliger deutscher Botschafter in Washington, warnte jedoch, dass „Europa sowohl die notwendigen militärischen Fähigkeiten als auch den politischen Willen und die Einheit“ fehle, um diese Last zu tragen.
Obwohl Präsident Emmanuel Macron optimistisch verlauten ließ, dass die Verhandlungen „mehrere Wochen“ in Anspruch nehmen könnten, stellte er auch fest, dass es „sehr schwierig“ sein würde, einen Waffenstillstand entlang der 1.000 Kilometer langen Frontlinie durchzusetzen. Friedenssoldaten müssten in einem schwierigen Gelände von Wäldern und Feldern operieren, umgeben von zerbombten Städten und schlechten Verkehrsbedingungen.
Die Herausforderungen der Friedenssicherung
Die Briten und Franzosen haben Bereitschaft signalisiert, Teil einer Nachkriegsmission zur Aufrechterhaltung des Friedens zu sein. Australien hat ebenfalls Interesse an einer Rolle bekundet, doch die Reaktion anderer europäischer Länder blieb zurückhaltend. Der scheidende deutsche Kanzler Olaf Scholz erklärte, dass dies „einen Einsatz erfordere, auf den viele noch nicht ausreichend vorbereitet sind.“
Starmer betonte, dass die Unterstützung anderer Länder bereitstehe, nannte jedoch keine Namen. Er hob hervor, dass der „Einsatz starke US-Unterstützung“ erfordern müsse, was jedoch keineswegs sicher ist.
Die Schätzungen über die Größe dieser vorgeschlagenen Truppe schwanken stark ebenso wie die Ideen für ihre Mission und Befugnisse. Würde es sich um eine kleine Truppe handeln, die aufgrund einer robusteren Reaktion auf Verstöße abschreckt? Oder um eine voll ausgerüstete Mission, die sich selbst verteidigen kann?
Die Rolle der Drohnen und Waffen
Ein UN-Einsatz scheint unwahrscheinlich, da „Russland als betroffene Nation und ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats einer Entsendung zustimmen müsste“, warnten Experten. Die Nutzung von Drohnen und modernen Waffen erfordert, dass die Friedenssicherungstruppe über elektronische Kriegsführung, Drohnenabwehr und Geheimdienstfähigkeiten verfügt. „Wenn russische Truppen langreichweitige Geschosse auf französische oder britische Soldaten abfeuern, könnte dies zu einem NATO-Krieg mit Russland führen“, warnte Mick Ryan, ein Experte für militärische Strategien.
Auf dem Weg zu realistischen Lösungen
Matthew Schmidt, Professor für nationale Sicherheit und Politikwissenschaft an der University of New Haven, erklärte, dass realistische Sicherheitsgarantien drei Komponenten benötigen: eine substanzielle internationale Präsenz vor Ort, US-Unterstützung und eine modernisierte sowie erweiterte ukrainische Armee. Bis zu 100.000 Friedenswächter in Verbindung mit einer ukrainischen Armee von etwa 200.000 Soldaten könnten als Abschreckung dienen.
Selenskyj betont, dass die „beste Sicherheitsgarantie eine starke ukrainische Armee“ sei, die auch über moderne Langstreckenraketen verfügen müsse. Doch solange der Kreml nicht gezwungen wird, zu verhandeln, bleiben diese Ideen unrealistisch. Der russische Außenminister hat bereits erklärt, dass die Präsenz von NATO-Truppen in der Ukraine „kategorisch inakzeptabel“ sei.
Die Frage bleibt, ob die internationale Gemeinschaft finden kann, um den Kreml zu einem Kompromiss zu bewegen. Die lange Geschichte von Täuschung und Versprechen seitens Russlands stellt das größte Hindernis für einen dauerhaften Frieden dar.
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