In Estland spitzt sich die Lage dramatisch zu: Die Stadt Narva, ein strategisch wichtiger Punkt an der NATO-Ostflanke, wird immer mehr zum Schauplatz geopolitischer Spannungen. Die estnische Regierung plant bereits, ihre Verteidigungsausgaben im nächsten Jahr auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen, wie die Krone berichtet. Der ehemalige Armeechef Riho Terras unterstrich, dass Estland entschlossen sei, sich gegen mögliche russische Aggression zu wehren: „Wir verteidigen uns. Wir werden das mit und ohne Verbündeten tun.“ Die Anwesenheit von britischen, französischen und amerikanischen Soldaten in Estland verstärkt diese Entschlossenheit. Dies geschieht im Kontext eines seit langem bestehenden "stillen Kriegs", in dem Russland immer wieder provokative Taktiken anwendet.
Angst und Unsicherheit in Narva
Die Ängste der Narva-Bewohner sind greifbar. Laut dem Immobilienmakler Vadim Senitšenkov steigen die Immobilienangebote in der Grenzstadt, da viele Besitzer besorgt auf die politische Instabilität reagieren. „Es gibt derzeit fast 600 Wiederverkäufe, ein Rekordhoch“, berichtet er. Gleichzeitig spitzen sich laut Merkur die Spannungen zwischen Estland und Russland zu, wobei Überwachungsmanöver und das Entfernen von Grenzinfrastruktur zur Tagesordnung gehören. Seit dem Ukraine-Konflikt steigt die Zahl solcher Vorfälle: Von 18 in den letzten zwei Jahren auf mittlerweile 96. Laut dem Generaldirektor der estnischen Polizei, Egert Belitsev, sind diese Maßnahmen Teil eines Plans Russlands, die Stabilität an der Grenze zu untergraben.
Die nahezu vollständig russischsprachige Bevölkerung Narvas ist verunsichert. Drohungen gegen lokale Kulturinstitutionen und öffentliches Bekennen zu demokratischen Werten verdeutlichen die schleichenden Risiken eines offeneren Konflikts. Das Narva-Museum, das mit einem Banner gegen Wladimir Putin protestiert, steht unter Druck, während die Bedrohungen gegen seine Direktorin, Dr. Maria Smorzhevskikh-Smirnova, ansteigen. In dieser angespannten Situation ist die Bereitschaft der NATO, auf eine mögliche aggressive Handlung Russlands zu reagieren, von entscheidender Bedeutung, da ein Angriff auf Estland nicht nur weitreichende militärische Konsequenzen hätte, sondern auch den NATO-Vertrag aktivieren könnte.
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