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Ein erschütternder Rechtsfall in Frankreich erschüttert derzeit die Öffentlichkeit: Ein 74-jähriger Chirurg muss sich ab Montag im bretonischen Vannes wegen der Missbrauchs von 299 Kindern verantworten. Die Anklage erhebt schwere Vorwürfe: Insgesamt 111 Vergewaltigungen und 189 weitere sexuelle Übergriffe sollen zwischen 1989 und 2014 stattgefunden haben, während der Arzt in verschiedenen Krankenhäusern tätig war. Kritische Stimmen fragen, wie es möglich war, dass er trotz vorheriger Verurteilungen wegen sexuellen Missbrauchs weiterhin im Dienst war. Der Fall wurde aufgedeckt, nachdem eine Hausdurchsuchung im Rahmen einer anderen Ermittlung stattfand; dabei fanden die Behörden detaillierte Tagebücher des Arztes, in denen er seine Taten festhielt. Laut Berichten der Tageszeitung "Le Monde" dokumentierte er seine grausamen Machenschaften und äußerte sich auch über seine sadistischen Motive.
Parallel zum Fall Pelicot
Die Vorwürfe erinnern stark an den vergangenen Prozess gegen Dominique Pelicot, der zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde, weil er seine Ex-Frau Gisèle über Jahre hinweg missbraucht hatte. Auch Pelicot hatte ein Netz aus Komplizen um sich geschart, wobei zahlreiche Männer wegen schwerer Vergewaltigung angeklagt sind. Gisèle Pelicot wird in ihrem Widerstand gegen sexualisierte Gewalt als Symbolfigur gefeiert und spricht offen über ihre leidvollen Erfahrungen. Sie setzt sich dafür ein, dass Betroffene ihren Mut finden, gegen die Täter vorzugehen. Der Fall Pelicot und das aktuelle Verfahren des Chirurgen rufen ein großes Echo in der Gesellschaft hervor. Die Staatsanwaltschaft erklärt, dass eine genaue Aufklärung der Taten ferner ein Beispiel für andere mögliche Opfer darstellt.
Im aktuellen Fall ist der Angeklagte einsichtig und möchte sich während des Verfahrens äußern. Der Prozess in Vannes ist für vier Monate angesetzt und wird teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Experten und Opferanwälte zeigen sich besorgt über mögliche Versäumnisse der Behörden und fordern eine umfassende Aufarbeitung der Taten. Wie der APA berichtete, hat der Angeklagte bereits 2020 eine Haftstrafe von 15 Jahren für frühere Delikte erhalten. Die Geschehnisse um die Taten des Arztes und des früheren Ehemannes von Gisèle Pelicot werfen schwerwiegende Fragen zu den Schutzmechanismen für Kinder und Opfer sexueller Gewalt auf, wie auch der Legal Tribune Online feststellt.
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