In einem dramatischen politischen Wendepunkt könnte die absehbare Lösung des umstrittenen Mercosur-Abkommens zwischen der Europäischen Union und Südamerikas Mercosur-Staaten auf der Kippe stehen. Während EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Uruguay an einem Gipfeltreffen mit führenden Politikern aus Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay teilnimmt, ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sichtlich verärgert über den Verlauf der Verhandlungen. Berichten zufolge soll er von der Leyen sogar von der feierlichen Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame in Paris ausgeladen haben, was als eine direkte Reaktion auf ihre Unterstützung für das Abkommen gewertet wird, trotz des französischen Vetos gegen die Vereinbarung.
Laut den Informationen von exxpress.at wurde die angespannte Lage durch die massiven Proteste französischer Landwirte gegen das Mercosur-Abkommen geschürt, das die Einfuhr billiger Agrarprodukte aus Südamerika erlaubt. Frankreichs Regierung, an vorderster Front Macron, sieht die Gefahr, dass ein Überangebot an Billigfleisch und anderen Agrarprodukten die europäischen Märkte überflutet und somit die heimische Landwirtschaft erheblich schädigt. Trotzdem hat von der Leyen den Eindruck vermittelt, dass ein Durchbruch des Abkommens in Sicht sei, was sich jedoch als schwieriger herausstellt als erwartet, wie barrons.com berichtet.
Widerstand in der EU
Die Verhandlungen um das Mercosur-Abkommen, das seit 1999 diskutiert wird, treffen auf zunehmenden Widerstand innerhalb der EU. Neben Frankreich lehnen auch Italien, Polen und andere Länder das Abkommen ab, was die Gefahr birgt, dass der gesamte Deal blockiert wird. Ursprünglich als eine der größten Freihandelszonen der Welt gedacht, zielt das Abkommen darauf ab, Zölle zu reduzieren und einen Markt mit über 700 Millionen Verbrauchern zu schaffen. Doch die Bedenken bezüglich Umwelt- und Arbeitsstandards in den betroffenen Ländern, insbesondere Brasilien, belasten die Gespräche und erwecken den Eindruck, dass von der Leyens Hoffnungen, einen baldigen Abschluss zu erzielen, zunehmend gefährdet werden könnten.
Die Spannungen zwischen von der Leyen und Macron verdeutlichen nicht nur die Herausforderungen im Bereich der Landwirtschaft und des internationalen Handels, sondern setzen auch die diplomatischen Beziehungen zwischen der EU und einem ihrer größten Mitgliedstaaten unter Druck. Den Gerüchten zufolge war von der Leyen von Anfang an nicht auf der Gästeliste für die Eröffnungszeremonie von Notre-Dame, was die Spekulation anheizt, dass Macron einer Teilnahme von ihr aktiv entgegenstehen wollte. Die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen der EU und Frankreich stehen somit vor einer neuen Bewährungsprobe, während beide Seiten weiterhin um einen Konsens über das umstrittene Handelsabkommen ringen.