
Ein französisches Gericht hat am Montag den französischen Filmregisseur Christophe Ruggia für schuldig befunden, die Schauspielerin Adèle Haenel sexuell missbraucht zu haben, als sie noch minderjährig war. Dies ist eines der ersten #MeToo-Verfahren, die aus dem französischen Kino hervorgegangen sind.
Urteil und Strafe
Ruggia, der die Vorwürfe gegen ihn bestritten hat, wird nicht ins Gefängnis gehen. Das Gericht in Paris verhängte eine Strafe von vier Jahren, davon zwei Jahre zur Bewährung, sowie zwei Jahre mit einer elektronischen Fußfessel.
Reaktionen und nächste Schritte
Ruggias Anwältin, Fanny Colin, äußerte gegenüber den Medien, dass ihr Mandant seine Unschuld beteuert und gegen das Urteil Berufung einlegen wird.
Die Vorwürfe von Adèle Haenel
Die 35-jährige Haenel, eine preisgekrönte Schauspielerin aus Filmen wie „Portrait of a Lady On Fire“, hatte Ruggia beschuldigt, sie seit dem Jahr 2001 mehrfach unangemessen berührt zu haben, als sie 12 Jahre alt war und er 36. Sie hatte ihn erstmals 2019 öffentlich angeklagt und ihm vorgeworfen, übermäßigen Einfluss auf sie ausgeübt zu haben, indem er sie von ihrer Familie und den Crewmitgliedern isolierte und sie sowie ihren Co-Star Vincent Rottiers zwang, belastende Szenen zu drehen, mit denen sie sich unwohl fühlten.
Solidarität im Gerichtssaal
Mehrere weibliche Stars des französischen Kinos waren anwesend, um das Urteil zu hören, darunter Judith Godrèche, eine der herausragenden Persönlichkeiten der #MeToo-Bewegung in Frankreich, sowie Regisseurin Céline Sciamma, Haenels frühere Partnerin und Regisseurin von „Portrait of a Lady On Fire“. Godrèche umarmte Haenel nach der Urteilsverkündung.
Die #MeToo-Bewegung in Frankreich
Haenel zählt zu den führenden Figuren der #MeToo-Bewegung in Frankreich, die im Vergleich zu den USA eine eher verhaltene Reaktion erfahren hat. Kürzlich zog sie sich aus der Filmindustrie zurück und begründete dies mit der Anklage gegen sexualisierte Übergriffe, die in der Branche weiterhin toleriert werden.
Weitere Fälle in der französischen Filmindustrie
Haenel hatte Ruggia vorgeworfen, sie zwischen ihrem 12. und 15. Lebensjahr während und nach den Dreharbeiten zu „Die Teufel“ missbraucht zu haben. Diese Geschichte handelt von zwei verlassenen Geschwistern auf der Suche nach ihrem Zuhause. Sie erklärte den Ermittlern, dass sie oft zu Ruggias Haus ging, wo er sie zwischen den Beinen berührte und ihren Oberkörper streichelte. Diese Handlungen hatten erhebliche Auswirkungen auf ihre schulischen Leistungen und führten zu suizidalen Gedanken.
Ruggia ist nicht der erste Mann des französischen Kinos, der wegen seines Verhaltens am Set angeklagt wird. Gérard Depardieu, einer der bekanntesten Schauspieler Frankreichs, steht im März vor Gericht wegen sexueller Übergriffe auf zwei Frauen am Filmset im Jahr 2021. Er bestreitet die Vorwürfe.
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